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kommen sah und sich zu einem nachdrücklichen Schlage fertig machte,
ward er durch eine plötzliche Maulschelle von dem herumwandelnden
Mönche zu Boden geworfen. Er lag nach seinem eigenen Berichte
eine geraume Zeit aller Sinne beraubt da und nachdem er sich ein
wenig erholt, befand er sich nicht weit von seiner Wohnung, nebst
seinem zaghaften Hunde, der an allen Vieren zitterte, worauf er
selbst mit großer Mühe seinem Bette zukroch und allen Trieb zu
derartigen beherzten Unternehmungen verloren hatte. Am folgenden
Tage aber nahm er wahr, daß ihm der Backen bis über die Kehle
hinunterhing, ohne daß man jedoch im Gesicht irgend welche Ver-
letzung spürte. Wiewohl er etliche Tage diesen Zufall zu ver-
bergen suchte, um sich nicht eine gerichtliche Strafe zuzuziehen, hat
er doch später seiner Obrigkeit selbst Anzeige davon gemacht.
196. Der alte gespenstige Mann in der Goldschmieds-
werkstatt.
Gräße, Bd. I, Ar. 445; nach Monatliche Unterredungen S. 701.
Im 18. Jahrhundert wohnte ein Goldschmied in Leipzig in
einem sehr alten Hause. Derselbe bemerkte nun mehrmals in der
Stube, wo er mit seinen Gesellen arbeitete, nach gemachtem Feier-
abend ein helles Licht, wie es denn diese Kunst damals erforderte,
daß sie eine Glaskugel mit Scheidewasser und andern Sachen an-
gefüllt, vor sich zu haben pflegten. Weil er nun wohl 38 daß
keiner seiner Leute in der Stube war, faßte er sich einmal ein Herz
und schaute durch das Schlüsselloch hinein, wo er denn eines alten
Mannes mit einem grauen Barte ansichtig wurde, der mit einem
Lichte emsig in dem Handwerkszeuge herumsuchte. Er hatte aber
keine Lust, ihn bei dieser Beschäftigung zu stören, sondern kehrte
voll Entsetzen zu seinen Leuten zurück.
197. Ein Geist zeigt einen Schatz an.
Gräße, 8d. 1, Nr. 423; nach Prätorius, A6eue Weltbeschreibung, Bd. II,
S. 132.
Es hat einmal die Großmutter einer Leipziger Wehemutter
Geld unter dem Feuerherde vergraben. Ihre Mlüutter hat nun aber
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