Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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scheune ziemlich schrägüber einen kleinen Teich oder Tümpel: in 
diesem sollen die Seelen aller Grimmaischen Mädchen, die unver— 
ehelicht gestorben sind, gebannt sein, nachdem sie in Unken ver— 
wandelt wurden, an denen der Teich sehr reich ist. Des Aachts 
aber sollen sie in der Nähe des Orts als Geister herumschweifen. 
Darum heißt dieser Teich der alte Jungfernteich. 
206. Die Sagen vom Schlosse Mutzschen bei Grimma. 
Gräße, Bd. J, Ar. 397; nach J. Prätorius, Der abenteuerliche Glücks— 
Topf, o. O. 1669, 80, S. 63 ff. 
Im Jahre 1659 hat auf dem zwischen Grimma und Hubertus- 
burg gelegenen Schlosse Mutzschen eine Köchin namens Alagdalena 
gedient. Zu der ist das Schloßgespenst gekommen und hat sie ge- 
plagt, sie solle mit ihm in den Keller gehen und drei Ellen tief 
graben, da werde sie einen großen Schatz heben, der ihr beschert sei 
und niemand anderem; davon solle sie die eine Hälfte den Armen 
geben, die andere aber behalten. Ob ihr nun gleich viele zugeredet 
haben, dem Gebote Folge zu leisten, haben ihr doch die Geistlichen 
abgeraten, zumal weil der Betrüger niemals hat antworten wollen, 
wenn sie zu ihm gesagt haben: alle guten Geister loben Gott den 
Herrn, sondern allezeit stillgeschwiegen hat. Auch hat er kReine ge- 
würgten Tauben annehmen wollen, denn man hat hier den Aber- 
glauben, daß man einer Taube den Kopf abreißen und an den 
Ort der Erscheinung hinwerfen solle. Es hatte nämlich das Ge- 
spenst immer dazu gesagt, es wäre der Schatz mit unschuldig ver- 
gossenem Blute dahin gelegt worden, müsse also auch auf diese 
Weise wieder gehoben werden. Darum haben die Priester gemeint, 
der böse Feind wolle der dorthin gelockten Alagd ohne Zweifel den 
Hals umdrehen. Sie hat es also abgeschlagen, gleichwohl aber vor 
dem Gespenste keine Ruhe gehabt. 
Einst Kam das Gespenst wieder zu ihr in die Küche, hatte 
einen weißen Trauerschleier um und fing mit ihr an zu sprechen; 
während es nun ein Bein über das andere geschlagen hatte, da 
sah die Magd, daß ihm ein Pferdefuß unter dem Kittel heraus- 
scheine, worauf es verschwand. Alan glaubte aber, hier habe vor- 
zeiten ein Edelmann seine Schwester mit einem Bund Schlüssel tot
	        
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