Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Der adelige Besitzer des Schlosses besaß nun aber neben dem 
Schlosse noch eine andere Wohnung. Da träumt ihm eines Nachts, 
als habe er einen Schatz in derselben Stube. Er läßt also einen 
Autengänger mit einer Wünschelrute Kkommen. Diese schlägt nun 
an einem gewissen Orte ein, und hier läßt man durch die Mauer 
in einen Pfeiler, der hohl war, einbrechen. In diesen begab sich 
der Schatzgräber und nahm seine Arbeit vor. Er sprach aber Rein 
Wort, sondern schrieb darin bei Licht immer einen Zettel nach dem 
andern und langte ihn heraus, wenn er ein Werkzeug, als Hacke usw. 
von nöten hatte. Man glaubte nun, er möge jetzt wohl tief genug 
gekommen sein, aber gefunden hat sich nichts. Unter der aus- 
geschöpften Erde befanden sich aber viele Menschengebeine, welche, 
wenn man sie anrührte, zerfielen. Man sah auch Kleidungsstücke 
darunter, an denen noch Gold war, so man sie aber antastete, zer- 
fielen sie wie Mehlstaub. « 
Ubrigens erzählt man, daß das ganze Schloß auf lauter 
Diamanten stehe, ebenso wie der andere Sitz des damaligen adligen 
Besitzers (Alitte des 17. Jahrhunderts). Man hat auch nicht eher 
aufgehört, danach zu graben, bis einmal die ganze Mauer samt 
mehreren Pferden in den Graben herabstürzte. Diese Diamanten 
sind teils weiß, teils bräunlich und besser als die böhmischen, haben 
sechs Echen und stechen in Feldsteinen, die inwendig hohl sind. 
Sonst soll aus dem Berge jährlich gegen die Osterzeit ganz weißer 
Ton herausfließen, aus dem die RKinder sich Scheibkeilchen machten, 
und hat man im Volke angenommen, daß dieser die Materie zu 
den Demanten ist. 
207. Der Geist im Forsthause zu Colditz. 
Gräße, Rd. 1, Ar. 352; Kamprad, Chronik von Leisnigk und Colditz. 
Leisnig 1753. S. 541 ff. 
Bei der sogenannten Mlagnuskirche zu Colditz stand früher 
ein Kloster, das aber, weil es wüste lag, 1580 zu einem Forsthause 
  
übrigens noch bis ins 19. Jahrhundert sehen lassen. Die Familie Lüttichau, 
der das Schloß gehörte, zog deshalb sonst auch nur wenige Wochen im 
Jahre hin, und die Gattin eines der letzten Besitzer, die Rkurz vor ihrem 
Ende daselbst einige Wochen wohnte, hat es durch Rufen und Türwerfen 
so geängstigt, daß sie bald darauf starb. Auch die in der Dienerstube 
sitzende Kammerfrau ward mehrmals bei ihrem Namen zu ihrem Herrn ge- 
rufen, ohne daß letzterer es getan hatte.
	        
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