— 155 —
Der adelige Besitzer des Schlosses besaß nun aber neben dem
Schlosse noch eine andere Wohnung. Da träumt ihm eines Nachts,
als habe er einen Schatz in derselben Stube. Er läßt also einen
Autengänger mit einer Wünschelrute Kkommen. Diese schlägt nun
an einem gewissen Orte ein, und hier läßt man durch die Mauer
in einen Pfeiler, der hohl war, einbrechen. In diesen begab sich
der Schatzgräber und nahm seine Arbeit vor. Er sprach aber Rein
Wort, sondern schrieb darin bei Licht immer einen Zettel nach dem
andern und langte ihn heraus, wenn er ein Werkzeug, als Hacke usw.
von nöten hatte. Man glaubte nun, er möge jetzt wohl tief genug
gekommen sein, aber gefunden hat sich nichts. Unter der aus-
geschöpften Erde befanden sich aber viele Menschengebeine, welche,
wenn man sie anrührte, zerfielen. Man sah auch Kleidungsstücke
darunter, an denen noch Gold war, so man sie aber antastete, zer-
fielen sie wie Mehlstaub. «
Ubrigens erzählt man, daß das ganze Schloß auf lauter
Diamanten stehe, ebenso wie der andere Sitz des damaligen adligen
Besitzers (Alitte des 17. Jahrhunderts). Man hat auch nicht eher
aufgehört, danach zu graben, bis einmal die ganze Mauer samt
mehreren Pferden in den Graben herabstürzte. Diese Diamanten
sind teils weiß, teils bräunlich und besser als die böhmischen, haben
sechs Echen und stechen in Feldsteinen, die inwendig hohl sind.
Sonst soll aus dem Berge jährlich gegen die Osterzeit ganz weißer
Ton herausfließen, aus dem die RKinder sich Scheibkeilchen machten,
und hat man im Volke angenommen, daß dieser die Materie zu
den Demanten ist.
207. Der Geist im Forsthause zu Colditz.
Gräße, Rd. 1, Ar. 352; Kamprad, Chronik von Leisnigk und Colditz.
Leisnig 1753. S. 541 ff.
Bei der sogenannten Mlagnuskirche zu Colditz stand früher
ein Kloster, das aber, weil es wüste lag, 1580 zu einem Forsthause
übrigens noch bis ins 19. Jahrhundert sehen lassen. Die Familie Lüttichau,
der das Schloß gehörte, zog deshalb sonst auch nur wenige Wochen im
Jahre hin, und die Gattin eines der letzten Besitzer, die Rkurz vor ihrem
Ende daselbst einige Wochen wohnte, hat es durch Rufen und Türwerfen
so geängstigt, daß sie bald darauf starb. Auch die in der Dienerstube
sitzende Kammerfrau ward mehrmals bei ihrem Namen zu ihrem Herrn ge-
rufen, ohne daß letzterer es getan hatte.