— 157 —
Grenze sehen. Im Gänsehals bei Königsfeld soll gleichfalls ein
Mann ohne Kopf spuken oder auch eine Frau. Denn auch an
gespenstigen Frauen fehlt es nicht. Eine solche, die im Rochlitzer
Grenzgebiet nach Noßwitz zu erscheint, wurde allgemein „Frau
Jähnchen“ gerufen. Am Döhlener ehemaligen Kommunikationswege,
am östlichen Abhang des Galgenberges, sollte sich früher die „weiße
Schwester“ zeigen.
Von gespenstischen Personen ist dann noch zu erwähnen das
„Brillenmännchen“, das nächtlicherweile auf der südlichen Lehne
der Noßwitzer Wälsche wandelt, einer Flur, die „Brille“ heißt;
ferner der „Däblingsmann“, den der Volksglaube in den Däbling,
die Grenzflur zwischen Kolkau und Zöllnitz versetzt, wo er gern
schwere Karren den Berg hinaufziehen hilft. Ein graues Männchen
spukt zu Sauzahn, am Endgut beim Teiche und ebenso an einem
Brunnen am Bergabhang, gegenüber der Kirschenmühle bei Döhlen.
In Seelitz wird ein Acker, der an der Grenze von Rochlitz liegt,
der „weiße Mann“ genannt. In der Eulenkluft bei Wechselburg,
am Selgenbache, soll ein alter Mann mit wallendem Bart und
wehendem Mantel umgehen. Endlich erscheint am Bochlitzer Münchs-
winkel ein mächtiger Mann mit brauner Kutte (Müönch), der einen
ausgerissenen Baumstumpf in der Hand hält und besonders gern
nächtliche Angler schreckt.
209. Der gespenstige Reiter zu Kieselbach.
Gräße, Rd. I. Nr. 334; Ramprad, Chronik von Leisnigk und Colditz,
Leisnig 1753, 40, S. 454.
Den 28. November des Jahres 1639 hat ein Trupp schwedischer
Reiter das Dorf Rieselbach bei Leisnig bis auf drei Häuser, nach-
dem sie es geplündert, abgebrannt. Als sie fort waren, haben die
Bauern jedoch einen von ihnen, der zurüchgeblieben war, aber sich
fest gemacht hatte, mit Axten tot geschlagen und dann ein wenig
in die Erde verscharrt. Als derselbe des Nachts wieder herauskroch,
haben sie ihn nochmals tot geschlagen; wer aber dann des Nachts
vorübergegangen, der hat ihn auf einem Stocke sitzen sehen.