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Waldheim ein Bösewicht, ein Abschaum der Menschheit, der Hölle
pflichtig durch jedes Verbrechen. Sein Aame war verflucht; die
Sage hat sich gescheut, ihn zu nennen. Am Abende seines Begräb—
nistages wanderten aber zwei Schatten schweigend vom Kreuze nach
dem Friedhofe. Seitdem hat niemand wieder den Mönch gesehen.
212. Der gespenstige Priester zu Leuben. M
Gräße, Bd. J, Ar. 331; Anzeiger für Döbeln 1841, Ar. 30; poetisch
behandelt von Segnitz, Bd. II, S. 114 ff.
Beim Beginn der Reformation ist im Dorfe Leuben bei Oschatz
ein katholischer Priester gewesen, der bis an seinen Tod und selbst,
als fast seine ganze Gemeinde zur neuen Lehre übergetreten war,
Luther und seine Anhänger, so oft er die Kanzel betrat, aufs Greu-
lichste geschmäht hat. Endlich starb er und ward in der Kirche
beigesetzt. Allein er hat in derselben, die vom alten Glauben abge-
fallen, Keine Ruhe; Nachts um die zwölfte Stunde steigt er aus seinem
Grabe heraus, legt das Meßgewand an, macht in der Kirche die
Runde, öffnet die Kirchtür und sieht hinaus, ob niemand zur Kirche
kommt; hierauf geht er durch die Gräber den Kirchweg bis zum
ersten Hause des Dorfes hinab, dann hehrt er traurig auf demselben
Wege zurück und legt sich mit dem Schlage ein Uhr wieder in sein
Grab zur Mnuhe.
213. Der Mordteich zu Schmannewitz.
Gräße, Bd. 1, Nr. 301; Hoffmann, Historische Beschreibung von Oschatz,
Bd. II, S. 267.
Bei Schmannewitz, einem bei Dahlen liegenden Dorfe, be-
findet sich ein Teich, der Mordteich genannt, wo einige Jungfrauen
die ihre Unschuld sich nicht hatten rauben lassen, ermordet worden
waren und heute noch umgehen sollen. Dadurch, daß jeder Vor-
übergehende ein Reis auf ihre Grabstätte warf, schreibt sich die be-
deutende Erhöhung des Bodens.