Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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220. Die Sage von der Bornmatzen im Masseneiwalde. 
R. Korn in den Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde, Bd. I, 
Heft 6, S. 12 ff. 
Dort wo die Stolpener Straße, die auch Siebenweg genannt 
wird, die Steinbach im Masseneiwalde (bei Großröhrsdorf) kreuzt, 
ist es zur Nachtzeit nicht gut getan, dem Vorwitz freien Lauf zu 
lassen. Auf den Ruf hin: „Bornmatzen, huck auf!“ würde sofort 
ein Gespenst in Gestalt eines riesigen Weibes dem Unbedachtsamen 
auf den Bückhen springen und ihn ein gut Stüch des Weges über 
belästigen. So erzählt die Sage. 
221. Der gespenstische Wagen zu Eschdorf. 
Gräße, Bd. 1, Nr. 162; Seidemann, Eschdorf und Dittersbach, 1840, S. 51. 
Aus den Kellern des Eschdorfer Freigutes fuhr sonst jede 
Aacht ein stattlicher Herr (der Kanzler Hieronymus Kiesewetter, Be- 
sitzer von Eschdorf F 1586) auf einem mit vier Schimmeln bespannten 
Wagen heraus, hielt am Räöhrtroge des Herrenhofes an, ließ dort 
seine Rosse trinken und Nehrte nach gehaltener Umfahrt wieder in 
  
* Im alten Kirchenbuch von Großröhrsdorf befindet sich folgender 
Vermerk: „1637, am grünen Donnerstage, so ein junger Alann: Matz 
Brückhner, und ein Mann: Born Hans Schöne, beide auf der Massenei er- 
schossen worden.“ In dieser Notiz fallen sofort die Namen „Matz“"“ und 
„Born“" auf. Leicht konnte aus ihnen durch Verschmelzung ein „Bornmatz“ 
Ventstehen. 1637 sind ferner laut Ortschronik viele Großröhrsdorfer aus 
Furcht vor den Hatzfeldschen Reitern auf dem Siebenwege nach Stolpen 
geflohen. Der Spukort mußte dabei von ihnen berührt werden. Born 
Hans Schöne wohnte zudem noch in Großröhrsdorf an der Stolpener Straße. 
Es ist daher recht wohl möglich, daß die oben erwähnte Mordtat an dem 
Spukort verübt worden ist. Wenn die Sage im allgemeinen von einem 
Weibe handelt, so ist hierzu zu erwähnen, daß mitunter auch vom „Born- 
matz“ oder vom „Bornmatzel“ berichtet wird. Ursprünglich mag auch von 
zwei Gestalten erzählt worden sein, die dann die Volksphantasie vereint 
hat. Und hatte die Vereinigung stattgefunden, so konnte im Volksglauben 
recht wohl die männliche Gestalt sich in eine weibliche verwandeln. In 
ganz ähnlicher Weise nimmt umgekehrt der wilde Jäger, der in hiesiger 
Gegend als „Ban Dietrich“ sein Wesen treibt, als „Jagdputz“ mitunter die 
Gestalt eines Weibes an. 
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