Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 166 — 
bedeutungen bei einem dem sächsischen Fürstenhause drohenden 
Todesfalle zeigen. In Dresden soll früher, so oft ein grauer Bar- 
füßermönch sein abgehauenes Haupt unter den Arm und eine 
brennende Laterne in der Hand tragend auf dem Walle der Dresdner 
Bastei und an derjenigen nach der Elbe gelegenen Stelle der frühern 
Festungswerke, welche die Jungfer oder das grüne Haus genannt 
ward, sich sehen ließ, dies den Tod eines GEliedes der Rurfürstlich 
sächsischen Linie angezeigt haben. Dieser Alönch war angeblich 
früher zweimal an dem obersten Sims des Hauptturms der alten 
Kreuzhirche an den zwei Ecken der nach dem Walle zugehenden 
Seite in Stein gehauen; weil aber auf der nach der Seite der Stadt 
zugewendeten Ecke das Bildnis Christi angebracht war, so dachte 
man sich unter diesen beiden Mönchsgestalten auch den Teufel und 
seine Großmutter. Gewöhnlich kam er aus dem sogenannten Alönchs- 
brunnen auf dem Wilsdruffer Walle heraus, der bis 1726 gestanden 
hat. Den 22. April 1694 hat er sich auch im Böniglichen Schlosse 
als Anzeichen eines hohen Todesfalles sehen lassen (Johann Georg IV.), 
aber auch am 3. Oktober 1698 hat er die Wachen an den Toren 
von Altdresden geplagt und erschreckt, so daß sie sich von allen 
Posten einander zu Hilfe riefen und ein Soldat sich nur dadurch 
mit Mühe von dem Herabgeworfenwerden in den Graben schützen 
konnte, daß er sich am Schilderhause festhielt. Den Leutnant, der 
die Runde getan, hat er ebenfalls attachiert, dieser hat aber die 
Pike gefällt, worauf das Gespenst unsichtbar ward. Hierauf ist 
ein solcher Lärm entstanden, daß man die Trommel rühren und 
niemand mehr die Wache verrichten wollte, wie aus den im Re- 
gimentshause an diesem Tage getanen Aussagen hervorgeht. Das 
Volk erzählte sich damals, jener Mönch habe einst die beiden 
Brüder Kurfürst Moritz und August an der Stelle, wo sonst das 
Mloritzmonument stand, und die davon früher die Horche hieß, be- 
horcht und sei zur Strafe dafür geköpft worden, erscheine aber seit- 
dem als ein der kurfürstlichen Familie Unglück verkündender 
Spukgeist. Ja man dachte sich sogar unter dem Bilde des Gott 
Vater unter dem Architrav dieses 1553 von Kurfürst August auf 
dem sogenannten Hasenberge errichteten allegorischen Monumentes 
jenen spulhaften Mönch. ANach einer andern Sage (bei Lothar, 
Volkssagen. Leipzig 1820. S. 87) wäre aber dieser (graue oder 
braune) Aönch, der klein von Gestalt und sehr friedsam gewesen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.