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zählte die Müllerin, daß sie einst nach dem Gottesdienste (sie be-
suchte fleißig die Dresdner Frauenkirche), als sie ein Glas Wein bei
Schäms (später Anton) hätte trinken wollen, ihren verstorbenen
Mann dort auf dem Sofa habe sitzen sehen. Sie konnte vor
Schreck nicht trinken, bezahlte und ging fort; ihr Mann begleitete
sie bis vor den Pirnaischen Schlag, drohte ihr mit dem Finger
und verschwand. Auch zu Hause sei er ihr öfters drohend er-
schienen. — Später hat sie ihr Betragen gegen den Knaben ge-
ändert und denselben, der ein natürlicher Sohn des Mlüllers von
einer Magd gewesen sein soll, an ihren Tisch genommen und an-
ständig gekleidet. Darauf hat sich der Müller zufrieden gegeben
und ist nicht wieder gesehen worden.
234. Der gespenstische Reiter bei Hainsberg.
Gräße, Bd. 1, Nr. 267.
Auf der nach Tharand führenden Chaussee soll sich an ge-
wissen Tagen um Mitternacht ein Spukgeist sehen lassen: er reitet
auf einem Pferde ohne Kopf und trägt den seinigen zuweilen selbst
unter dem Arme; er jagt bis Tharand und hehrt dann wieder zurüch.
235. Allerhand Geister im Tale der Roten Weißeritz.
Gräße, 8d. I, Ar. 264; B. Clotta), Tharand und seine Umgebungen.
Dresden und Leipzig, 1835, 16, S. 91. ·
Ganz in der Nähe des Städtchens Tharand befindet sich das
Tal der Roten Weißeritz. Hier gestatten schroffe Felsenriffe und wild
aufbrausende Fluten im Frühjahr kaum einen schmalen Pfad am
linken Gehänge hin. Eine felsige Landzunge, der sogenannte Ein—
siedel, wo einmal ein Einsiedler seine Klause gehabt haben soll, ist
in der Umgegend als ein Ort, wo es spukt, berüchtigt. Man er-
zählt sich von grauen Männchen, die da herumgehen, und von
Geistern, die einen dort verborgen liegenden Schatz bewachen sollen,
den nur eine ganz reine Jungfrau heben kann. Ein Mann aus
dem nahegelegenen Somsdorf sah vor einigen siebzig Jahren, wie
ein kleiner, höhnisch lachender Zwerg eine alte Frau vom Berge