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wärtigen in einem alten bestaubten, mit Schlössern versehenen Buche
blätterte, plötzlich ein Schwarm Dohlen, Krähen, Elstern und anderer
Vögel auf einmal im Hofe und an den Fenstern erschienen, die, als
jener das Buch in den Kamin geworfen, daß es mit lautem Knall
zersprang, und zum Aberfluß noch einige an den Wänden aufge—
hangene Gewehre herabstürzten, mit lautem Krächzen davonflogen.
Seit dieser Zeit erzählt man, soll der muntere Jagdpage in einen
Pelz gehüllt, ganz wie er es in seinem Alter zu tun pflegte, im
Dorfe um die Weihnachtszeit herumwandeln, an die Türen klopfen,
und wenn sich etwas Wichtiges in der Familie des Gutbesitzers er-
eignen oder dem Dorfe ein Unglück drohen soll, dasselbe anzeigen.
Sagt man also: der Pelzmann hat sich gezeigt, geht um, so ist auf
einmal alles in Angst und Sorge über die Dinge, die da kom-
men sollen.
249. Die Alagd und das Gerippe zu Großdrebnitz.
Mitgeteilt von Dr. Pilk.
In Großdrebnitz wurde einst eine Leiche beerdigt. Das dazu
hergestellte Grab befand sich in nächster Mähe des alten Beinhauses.
Als der Trauerzug nahte und die Leidtragenden an jenem Punkte
Aufstellung nahmen, fühlten sich viele verletzt durch einen unwür-
digen Anblick. Auf der Schwelle der offenstehenden Totenhalle lag
nämlich ausgestreckt ein großes Gerippe, dessen grinsender Schädel
den Grabeleuten zugekehrt war. Die Angehörigen des Verstorbenen
konnten sich ebensowenig wie die fremden Teilnehmenden, welche
letzteren nach dem Begräbnis im Gasthofe des Dorfes verweilten,
über die widerliche Situation am Grabe beruhigen urtd führten
laute Beschwerde gegen den Friedhofsordner. Anur einer, den nie-
mand kannte, den man aber auch am Grabe bemertkt hatte, sagte:
„Ich habe kein Gerippe gesehen!“ Dieser Mann, welcher zum Ver-
drusse der Umstehenden während des Gebetes am Grabe nicht ein-
mal den Hut abgenommen hatte, machte den frevelhaften Vorschlag,
das Skelett holen zu lassen, damit er's auch sähe. Wer sollte sich
dazu verstehen, es herzutragen! Schon bot der Fremde 5 Taler als
Preis, da erklärte sich eine M#agd herzhaften Mutes und frei von
Aberglauben dazu bereit. Sie ging nach dem Friedhofe, hochte das