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In der Sage ist noch gegenwärtig diese Stelle ein Ort nächt—
lichen Spuks, wo der Miissetäter ohne Kopf an dem einsamen
Wanderer vorüberschreitet und dessen stammelndes Grüßen natürlich
nicht zu erwidern vermag. In der Aähe des Bichtplatzes sieht man
eine Ausschachtung, ähnlich dem verfallenen Grunde eines Hauses.
Hier, erzählt die Sage, wollte man einst einen Bau errichten. Die
Geister der auf dem Hochgericht Geendeten duldeten aber heine
menschliche Ansiedelung innerhalb ihres Bannkreises. Alles, was
am Tage aufgebaut worden war, wurde nachts durch unsichtbare
Hände wieder zerstört. Da stand der Bauherr endlich von seinem
Plane ab und ließ die Arbeiten einstellen. Den Platz aber nennt
das Volk noch jetzt bisweilen „am neuen Gebäude“.
251. Erscheinungen im alten Schlosse zu Putzkau.
Pilk im „Sächsischen Erzähler“, 1894, Belletristische Beilage vom 18. August.
Am AMeuhofe (der jetzigen Brauerei) zu Putzkau befand sich
ehemals ein Schloß, von einer Frau von Haugwitz erbaut. Dasselbe
ist schon seit langem abgebrochen, nur ein Teil davon stand noch
in späterer Zeit und ein kleines Bruchstück der Schloßkapelle ist
noch gegenwärtig übrig. Als daselbst noch die Gutzherrschaften
wohnten, hat dort einst ein Koch einen Küchenjungen in einer Auf-
wallung des Jähzorns im Küchengewölbe erstochen und die Leiche
bei Aaccht im Keller verscharrt. Niemand wußte das kätselhafte
Verschwinden des Küchenjungen zu erklären, am wenigsten hegte
man gegen den Koch Verdacht. Der Ermordete fand aber beine
Ruhe in der ungeweihten Erde; oft wandelte er des Nachts durch
die Gänge des Schlosses. In einem solchen Korridore war einst
ein Knecht auf einem Schemel sitzend eingeschlafen. Da nahte sich
ihm der Schatten des Küchenjungen und rief: „Ich bin erstochen
worden“ (dabei deutete er auf den blutbeflechten Brustlatz seiner
Schürze), „Romm mit mir und sieh mein Grab, sage es auch dem
Herrn: Der dorten (der Geist zeigte nach der Küche) ist mein Mörder!“
Wie er aber auch bitten mochte, der Knecht fürchtete sich gar zu
sehr und ging nicht mit ihm. Nach zwei Jahren, als der mörderische
Koch — wie im Dorfe verbreitet wurde — plötzlich von dannen
und in die weite Welt gegangen war, jedermann unbekannt wohin,