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257. Das schatzhütende Männlein im Soraer Berge.
Luzica, 1893, S. 30 ff.; Ubersetzung von Dr. Pilk.
Als ich fünfzehn Jahr alt (berichtet ein Anwohner des Berges)
und zum ersten Male zur Beichte gegangen war, Rkam zu mir ein
kleines Männlein, bekleidet mit buntem Wams oder Jächchen, ge-
streiftem Latz, streifigen Höschen und bunten Strümpfen; auf dem
Kopfe hatte er eine weiße Mütze und war beschuht mit grünlichen
Schuhchen. Dieser suchte mich sogleich zu beruhigen und sagte, daß
er im Soraer Berge (bei Wilthen) Geld zu bewachen habe und
daß er dies schon mehrere hundert Jahre tue. Jetzt aber nahe sich
seine Erlösung, weil ich die Person sei, welche in dem Zeichen ge-
boren sei, daß ich das Recht habe, ihn zu erlösen und sein Geld
zu bekommen, und er bat mich, daß ich mit ihm ginge. Es ver-
steht sich, daß ich es aus Furcht abschlug. Er aber Ram wieder
und bat mich noch inniger, daß ich doch mitgehen sollte; es ge-
schähee mir dabei doch nichts Böses. Ich sollte nur drei Aächte
hintereinander mit ihm zu dem Berge gehen und dort ein Vater-
unser beten und ohne Umsehen mich wieder auf den Heimweg be-
geben; ich dürfte aber niemandem darüber etwas sagen. Da ver-
sprach ich ihm denn, daß ich nächsten Abend mitgehen würde. Das
war erfreulich für das Männlein. Als ich mich dorthin begab, be-
gleitete er mich und als wir dort hinkamen, sah ich in einem tiefen
Loche eine volle Pfanne von glänzendem Gelde, Gold und Silber,
welches ein anderes Männlein mit einer Harke rührte. Ich tat,
was ich sollte, und kehrte darauf wieder um. Am anderen Abende
bin ich wieder dort gewesen, aber als ich heimging, pfiff, rief und
lärmte es hinter mir her, was mich so sehr abschrechte, daß ich mir
nicht getraute, dort ein drittes Mal hinzugehen. Obgleich das
Alännlein wiederkam und mich auf den Knien bat, daß ich doch
noch dieses letzte Mal mitgehen sollte und daß ich dann die große
Pfanne Geld bekäme, — und daß mir, wenn ich alles nach seinem
Bate täte, auch nicht ein Härchen gekrümmt werde. Jch bekreuzte
mich und als er sah, daß alle Mühen nichts halfen, sagte er traurig:
„Also muß ich noch hundert Jahre warten bis wieder jemand in
diesem Zeichen geboren wird, welcher das Geld erhalten darf!“ und
kehrte darauf wieder zu seinem Gelde zurück. Seit der Zeit habe
ich ihn nicht mehr gesehen.
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