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fach geehrt und gesucht ward. Eines Tages aber, als er von einer
Reise aus dem benachbarten Böhmen zurückkehrte, soll er auf jenem
Hügel, dem jetzt noch sein Schatten entsteigt, von gottlosen Menschen,
die wahrscheinlich große Reichtümer bei ihm zu finden gedacht hatten,
da man ihm auch tiefe Kenntnis der in der Erde ruhenden Me—
talle und Edelsteine zuschrieb, erschlagen, und dann ebendaselbst von
Landleuten aus der Aachbarschaft begraben worden sein.
265. Der tolle Junker zu Zittau.
Gräße, Bd. II, Ar. 820; poetisch beh. im Lausitzer Mag. 1832, S. 345.
Im Jahre 1709 starb zu Zittau der Ratsherr Dr. J. Chr. Meyer,
der in dem Eckhause zwischen dem Markt und der Kohlgasse ge—
wohnt hatte. Derselbe hatte sich bei Einführung der Accise viele
Härten erlaubt, und das Volk erzählt sich, der Teufel habe ihm
den Hals umgedreht, ja man sehe noch heute auf seinem Grab—
steine in der Kreuzkirche Spuren von Teufelskrallen. Derselbe soll
jede Nacht um 12 Uhr sich aus seinem Grabe erheben und auf
einem Wagen von schwarzen Rossen gezogen mit auf dem Rücken
gedrehten Kopfe durch die Straßen der Stadt jagen; wer ihn er—
blickt, der ist dem Tode verfallen.
266. Das Aschenweibchen zu Zittau.
Gräße, Bd. U, Ar. 822; novellistisch behandelt von E. Willkomm, Sagen
und Märchen aus der Oberlausitz, Hannover 1845, Bd. I1, S. 253 ff.
In der Aeujahrsnacht des Jahres 1756 und um die Miitter-
nachtsstunde der folgenden Tage haben eine Anzahl Personen ein
verkrüppeltes und verrunzeltes altes Frauenzimmer vor der Fohannis-
kirche und auf vielen Straßen mit einem Besen eifrig den gerade
gefallenen Schnee zusammenkehren sehen. Einige, welche sich ein
Herz faßten, fragten sie, was sie da mache und wer sie sei, und sie
antwortete: „Ich bin das Aschenweibchen der Stadt und z-ehre die
Asche zusammen, aller Orten wo welche liegt: ich habe noch lange
zu tun, denn sie liegt bergehoch und auf allen Gassen, doch hier (vor
der Johanniskirche) gerade zumeist.“ Da sich nun diese Erscheinung