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weil die Besatzung eben nicht im Schlosse war, einzudringen; der
Ritter und die wenigen Knechte, die sich oben befanden, fielen nach
verzweifelter Gegenwehr, allein die Edeldame fanden sie nicht —
wahrscheinlich hatte sie der Bösewicht ermordet. Von Zorn ent-
brannt stechten sie das Raubnest in Brand, es stürzte in Trümmern
zusammen und begrub in seinem Sturze die mit Schätzen angefüllten
unterirdischen Gemächer. Die Georgenkapelle ward seit dieser Zeit
von jedermann ängstlich gemieden, sie Kam in Verfall, und man
behauptet, daß es zur Nachtzeit in ihrem Innern umgehe und
wimmere. Das Wehklagen soll die unglückliche Dame verursachen,
die Sputgestalt aber, die man zuweilen gesehen hat, soll der Geist
des Raubritters sein, der nirgends, auch in der Kapelle nicht Ruhe
findet.
274. Der Holzmann.
Gräße, Bd. II, Nr. 860; Gräve, S. 134.
Geht man von Budissin auf der Löbauer Straße hin, so er-
blickt man unweit des Dorfes Kittlitz linker Hand ein Birken-
wäldchen. In diesem begegnet man zu gewissen Zeiten einem langen
abgehagerten Mann von verfallenem Gesichte, mit kleinen stechenden
Augen und auffallend spitzem Kinn, welcher mühsam unter einer
Reisighochke einherkeucht. Wer ihn grüßt oder gar die gute
Meinung hat, ihm seine Last zu erleichtern, dem hockt er auf, er-
schwert ihm den Weg, treibt allerlei Unfertigkeiten und entläßt
endlich die auf diese Art von ihm Gequälten, nachdem er sie derb
durchgeprügelt hat. Der Gespenstische war nämlich, als er noch die
Weltluft einatmete, ein harter, unerbittlich strenger Holzförster, der
die armen Holzlesenden grausam behandelte, und dessen Geist nun-
mehr bis zur Erlösung zum Herumirren verbannt ist. Von den-
jenigen, welche ihn grüßen, glaubt er, daß sie ihn kennen, und
mit seiner Strafe bekannt sind, und durch ihr Hilfeanbieten ihn
nur verhöhnen wollen.