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275. Sage vom Hans-Christel.
Gräße, Bd. II, Ar. 800.
Auf dem Rittergute Maltitz unweit Weißenberg reitet nachts
ein kleines Männchen, Hans-Christel genannt, auf einem großen
schwarzen Hunde, mit dem er im Leben die armen Ahrenleser von
den Feldern fortjagte, um das Gut und in den Wirtschaftsgebäuden
herum. Bei seinen Lebzeiten soll es ein Verwalter gewesen sein,
der sich einst mancherlei Veruntreuungen zu schulden kommen ließ,
und sich, als er Bechenschaft ablegen sollte, erhangen hat. Vor
allen treibt er in der Verwalterstube sein Spiel, wo er die Rech-
nungsbücher und Papiere herumwirft und sonst allerlei Schabernack
macht. Im ganzen sind aber seine Aeckereien sehr unschuldiger
Art; hauptsächlich schrecht er das Gesinde vom Stehlen ab und
treibt es zur Arbeit.
276. Die Geister im verfallenen Schloß auf dem
Stromberge.
Gräße, Bd. II, Nr. 839; Haupt, Bd. I, S. 207.
Auf dem Stromberge zwischen Löbau und Weißenberg hat
einst ein prächtiges Schloß gestanden.
1. Als dieses Schloß zur Ruine geworden war, und dies ge-
schah vor der Erbauung Weißenbergs, fanden sich Berggeister in
demselben ein, welche sorgfältig die verschütteten Schätze der ehe-
maligen Besitzer des Schlosses hüteten, namentlich einen langen Kasten
aus Eisenblech gefertigt und eine Braupfanne. Diese rätselhaften Wesen
zeigten sich meist einzeln oben auf dem Berge, zuweilen aber auch in
einer ganzen Schar. Mehrere der Ansiedler des genannten Ortes
hegten schon längst den Wunsch, ein bekanntes bierartiges Getränk
zu brauen, nur fehlte zur Verwirklichung desselben eine Braupfanne.
Dieses Gerät zu haufen, waren sie nicht vermögend, und sie zu
borgen, bot sich keine Gelegenheit dar. Da erfuhren sie endlich,
daß auf dem zerstörten Schlosse des Stromberges eine Braupfanne
sich vorfinde, die aber von Berggeistern verwahrt werde. Lange
sann man hin und her, wie man wohl am besten in den Besitz der
Pfanne komme, und endlich entschloß man sich, zwei Männer durchs
Meiche, Sagenbuch. 14