Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 212 — 
großes und erleuchtetes Schloß gewahrte, das ihm nicht im geringsten 
bekannt war. Denn daß es das berüchtigte Strombergschloß sein 
könnte, ahnte er entweder nicht, oder er kannte auch die Sage 
davon gar nicht einmal. Froh, sich endlich aus der Verlegenheit 
helfen zu können, suchte er den Eingang, um dort sich eine Laterne 
zu borgen, mit deren Hilfe er seine Reise besser und bequemer zu 
beendigen dachte. Ohne weitere Schwierigkeiten gelangte er in das 
Zimmer des Schlosses, welches erleuchtet war, und fand darin zwei 
Herren. Einer saß an einem Tische und schrieb eifrig, was ihm 
ein anderer, der mit verschlungenen Armen in der Stube auf und 
ab ging, in die Feder zu sagen schien. Letzterer redete den Schuh— 
macher in einem rauhen Tone an und fragte ihn mit kurzen 
Worten, was er wolle. Dieser erzählte nun seine Geschichte und 
trug ihm sein Anliegen vor, erhielt aber für jetzt bloß die Antwort 
von ihm, daß er es sich vor der Hand gefallen lassen müßte, drei Tage 
und drei Aächte bei ihnen zu bleiben, und daß es ihm nachgelassen 
sein solle, sich selbst die Arbeit zu wählen, die er bei ihnen während 
der Zeit verrichten wolle. Der Schuhmacher aber, der so wenig zu 
dem einen als zu dem anderen Lust bezeigte, konnte sich zu keiner 
bestimmten Arbeit entschließen, es ward ihm daher von jenen beiden 
Herren auferlegt, während seines Aufenthalts auf dem Berge Steine 
zu karren. So beschwerlich ihm nun auch dieses Geschäft sein mochte, 
so wagte er aus Furcht vor einer möglichen gefährlichen Ahndung es 
doch nicht, sich dessen zu weigern. Endlich am Abend des dritten 
Tages entließen ihn jene beiden Herren seiner Arbeit wieder, gaben 
ihm nach seinem Wunsche eine Laterne und erlaubten ihm, nun 
nach Hause zu gehen. Doch der Schuhmacher, der wo möglich gern 
einen Ersatz für die dreitägige Versäumnis in seiner Arbeit gehabt 
hätte, war hiermit nun noch nicht zufrieden, sondern er wagte es 
sogar, sich einen Lohn für die ganze drei Tage lang treulich geleistete 
Arbeit auszubitten. Auf vieles Zureden und Bitten empfing er 
endlich nicht mehr und nicht weniger als einen Silberdreier, und 
zwar mit der Bedeutung, daß er dadurch, ob es gleich nur ein 
Geldstück von sehr geringem Werte sei, dennoch sehr glücklich sein 
werde, indem, solange er dieses besitzen würde, es ihm nie an 
Gelde mangeln werde. Hiermit zufrieden, verwahrte der Schuh- 
macher diesen Dreier sorgfältig, beurlaubte sich dann von den beiden 
Herren, und trat seinen Weg nach Hause an. Spät erst in der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.