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großes und erleuchtetes Schloß gewahrte, das ihm nicht im geringsten
bekannt war. Denn daß es das berüchtigte Strombergschloß sein
könnte, ahnte er entweder nicht, oder er kannte auch die Sage
davon gar nicht einmal. Froh, sich endlich aus der Verlegenheit
helfen zu können, suchte er den Eingang, um dort sich eine Laterne
zu borgen, mit deren Hilfe er seine Reise besser und bequemer zu
beendigen dachte. Ohne weitere Schwierigkeiten gelangte er in das
Zimmer des Schlosses, welches erleuchtet war, und fand darin zwei
Herren. Einer saß an einem Tische und schrieb eifrig, was ihm
ein anderer, der mit verschlungenen Armen in der Stube auf und
ab ging, in die Feder zu sagen schien. Letzterer redete den Schuh—
macher in einem rauhen Tone an und fragte ihn mit kurzen
Worten, was er wolle. Dieser erzählte nun seine Geschichte und
trug ihm sein Anliegen vor, erhielt aber für jetzt bloß die Antwort
von ihm, daß er es sich vor der Hand gefallen lassen müßte, drei Tage
und drei Aächte bei ihnen zu bleiben, und daß es ihm nachgelassen
sein solle, sich selbst die Arbeit zu wählen, die er bei ihnen während
der Zeit verrichten wolle. Der Schuhmacher aber, der so wenig zu
dem einen als zu dem anderen Lust bezeigte, konnte sich zu keiner
bestimmten Arbeit entschließen, es ward ihm daher von jenen beiden
Herren auferlegt, während seines Aufenthalts auf dem Berge Steine
zu karren. So beschwerlich ihm nun auch dieses Geschäft sein mochte,
so wagte er aus Furcht vor einer möglichen gefährlichen Ahndung es
doch nicht, sich dessen zu weigern. Endlich am Abend des dritten
Tages entließen ihn jene beiden Herren seiner Arbeit wieder, gaben
ihm nach seinem Wunsche eine Laterne und erlaubten ihm, nun
nach Hause zu gehen. Doch der Schuhmacher, der wo möglich gern
einen Ersatz für die dreitägige Versäumnis in seiner Arbeit gehabt
hätte, war hiermit nun noch nicht zufrieden, sondern er wagte es
sogar, sich einen Lohn für die ganze drei Tage lang treulich geleistete
Arbeit auszubitten. Auf vieles Zureden und Bitten empfing er
endlich nicht mehr und nicht weniger als einen Silberdreier, und
zwar mit der Bedeutung, daß er dadurch, ob es gleich nur ein
Geldstück von sehr geringem Werte sei, dennoch sehr glücklich sein
werde, indem, solange er dieses besitzen würde, es ihm nie an
Gelde mangeln werde. Hiermit zufrieden, verwahrte der Schuh-
macher diesen Dreier sorgfältig, beurlaubte sich dann von den beiden
Herren, und trat seinen Weg nach Hause an. Spät erst in der