Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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obenerwähnte Gebüsch zu bannen,“ um welches er in der Tracht 
des 17. Jahrhunderts, aber mit erdfahlem Gesicht die Runde 
macht, den Gruß der Vorübergehenden nicht erwidert, und dann 
im Gehölze verschwindet; wer ihn aber erblickt, den fesselt er auf 
einige Zeit so, daß derselbe, er mag wollen oder nicht, jene 
Stelle nicht wieder verlassen kann. 
278. Das Gespenft zu Budissin. 
Nach Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 110 ff.; etwas gekürzt auch 
bei Gräße, Bd. II, S. 123 ff. 
Es hat in des Oberamts-Sekretarius Simon Hoffmanns Be- 
hausung zu Budissin ein Gespenst, anfangs in Gestalt einer wen- 
dischen, folgends einer deutschen geschleierten Frau, von des Sekre- 
tarii Tochter, so an den Oberamtsadvokaten Christian Keilpflugen 
vor einem Jahre ungefähr verheiratet worden, sich sehen lassen, 
und dieselbe um Gotteswillen gebeten, sie wollte ihr helfen, hat 
sich dabei Sabina Ruprechtin genannt und vorgegeben, sie wäre 
vordem von Martin Kathmann (wie sie denn beide Namen mit 
Tinte und Kreide unterschiedliche Male nebst einer unleserlichen 
Jahrzahl aufgeschrieben) ermordet und im Keller verscharrt worden. 
Gedachter Martin Kathmann aber ist der leibliche Bruder des da- 
maligen Dekani bei hiesigem, päpstlichem Kapitulo und vormals 
dieses Hauses Einwohner gewesen. Das Gespenst hat gefleht, man 
solle sie daselbst aufgrabeen und in einen Sarg legen und auf einem 
lutherischen Kirchhofe bestatten. Man würde dabei das Schwert 
finden, womit der Mord geschehen sei, und ein Kästlein mit Golde, 
das solle die Mühe reichlich belohnen; ihre Seele hätte ja sonst 
keine Ruhe. 
Das erste Mlal hat die Keilpflugin ausgerufen: Alle guten 
Geister loben Gott den Herrn. Das Gespenst hat geantwortet: 
JIch lobe ihn auch. Es hat auch mit der Keilpflugin allerhand 
  
*Das Bannen eines Entseelten an einen gewissen Ort war früher 
in der Lausitz sehr gewöhnlich, und geschah meistens durch den Scharfrichter. 
Bei Zittau sollen der Pfeffergraben und der Schülerbusch dergleichen Orte 
sein, wo solche gebannte Seelen ihr Wesen treiben. Willkomm, Sagen 
und Märchen aus der Oberlausitz, Bd. I, S. 21 ff.
	        
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