— 220 —
279. Der Franziskanermönch in Bautzen.
Gräße, Zd. II, Ar. 735.
Im Jahre 1225, also noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus,
wurde die Franziskanerkirche zu Bautzen, mit der ein Kloster in Ver-
bindung stand, eingeweiht. RKirche und Kloster sind seit dem Brand
am 2. Juli 1598 nicht wieder aufgebaut worden und von der Kirche
standen noch im 19. Jahrhundert die nördlichen Umfassungsmauern,
während der innere Raum derselben eine Menge kleiner Wohnungen
barg, welche mit dem Namen „AMlönchskirche“" bezeichnet wurden. Zur
Zeit als das Kloster noch blühte, war ein Müönch in dasselbe ein-
getreten, der von seinem Erbteile einen kostbaren Ring, eine goldene
Kette und ein mit Edelsteinen besetztes Kreuz verheimlicht hatte
und diese Kleinodien in einem Sarge, der in dem Grabgewölbe
der Franziskanerkirche stand und mit einem Schlosse verwahret
wurde, wovon der Schlüssel im Kloster hing, sorgfältig verbarg.
Von Zeit zu Zeit weidete er sich an seinem Schatze. Einst, als er
seinem Schatze einen Besuch gemacht, und darauf den Klostergarten,
der das ganze Terrain einnahm, wo jetzt das alte Seminar und
das Gasthaus zum Lamm stehen, durchschritten hatte, bemerkte er,
wieder im Kloster angelangt, daß ihm der Schlüssel abhanden ge-
kommen war. Sobald er nun seine Klosterbrüder im festen Schlummer
wußte, machte er sich, eine Kerze in der Hand, auf, den Schlüssel
zu suchen. Er muß aber den Schlüssel nicht gefunden haben, denn
noch in neuerer Zeit und zwar zuletzt im Jahre 1845, will man
den Alönch mit seiner Kerze zur Nachtzeit bemerkt haben.
280. Die Sage vom Aabenstein in Bautzen.
Gräße, Bd. I, Ar. 764; K. Klar, die helle Sagenzelle. Löbau o. J. in
18, S. 2 ff.
Vor einigen Jahrzehnten sah man vor dem Haupttore der
Stadt Bautzen am Abhange des Mabenberges ein verfallenes Ge-
mäuer, welches in der Form eines Halbkreises Dornen und Disteln
barg. Eine schmale, zum Teil verschüttete Treppe führte vom Fuße
des Abhanges in das Innere des Halbzirkels, und in der Mitte
des Gemäuers gewahrte man ein vermauertes Pfäörtchen, das un-