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das er zu Hause in Vorrat habe, vorlieb nehmen und verzehren
helfen. Darauf gehen sie von dannen. Wie nun der Wirt, der
sie geladen, allein heimkömmt, und sein Weib sich mit den Kindern
zu Bette begeben hat, findet er die vier dürren Brüder, welche ihre
eisernen Ketten am Halse gehabt, hinter dem Tische sitzen, sie wollten
ihre Mahlzeit haben. Als nun der Wirt sehr erschrocken ist und
nicht gewußt hat, was er tun solle, um ihrer los zu werden, stehen
sie auf, reißen von dem Gezähe, welches in der Stube gestanden,
das aufgebäumte Garn ab, wickeln es dem Wirt um die Beine
und hängen ihn mit den Füßen unter seinen Tisch, und dann ver—
lieren sich die schwarzen Brüder. Der gehangene Wirt schreit nun
um Hilfe und Rettung; zwar will anfangs niemand hören, da das
Weib fest geschlafen hat und nicht geweckt werden konnte, allein
endlich haben die Nachbarn das Geschrei gehört, sind, weil alles
fest verriegelt und verschlossen gewesen, zu den Fenstern herein ge—
stiegen und haben den Gehenkten erlöst, worauf er ihnen erzählt,
wie die schwarzen Brüder mit ihm umgegangen, weil er sie, die
ihr Urteil erlitten, nicht in Ruhe gelassen.
282. Das Militärgespenst.
Gräße, Bd. II. Nr. 891; nach Gräve, S. 177.
Im Jahre 1738 kam der Hofnarr Augusts des Starken,
Schmiedel, durch Budissin, und als er durchfuhr, sah er den dort
in Garnison liegenden Obersten von Schmiskal aus seinem Fenster
des Hauses Nr. 262 herausguchen. Er sah hinauf und sprach
lachend und mit dem Finger drohend: „Aun warte nur! Dich
werden sie auch bald beim Schlagfittich nehmen!“ Dies griff
den abergläubischen, und allerdings mancher Schuld sich bewußten
Mann so ans Herz, daß er selbst durch einen Schuß wenige Tage
nachher seinem Leben ein Ende machte. Seit dieser Zeit wird
jedesmal jährlich in der Nacht, wo er sich das Leben genommen
hat, erst ein greulicher Lärm in dem gedachten Hause gehört, bis
im letzten Viertel der zwölften Stunde der unglückliche Oberst in
dem militärischen Kostüm seiner Zeit erscheint, über den Saal des
Hauses schreitet und dann verschwindet.