Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Söhne: denen wollte er zum heiligen Christe eine große Freude 
bereiten — denn er hatte Geld genug — und er bestellte sich zwölf 
Müönche, geschichte Goldarbeiter, die ihnen einen Wagen aus purem 
Golde erbauen sollten. Damit dies aber die Söhne vor der Zeit 
nicht erführen, mußten die Müönche unter dem Schlosse in den 
Kellern — es gibt deren gerade zwölf — arbeiten und durften nur 
nachts ausgehen. Doch erfuhren es die Söhne auf irgend welche 
Weise — der goldne Wagen war gerade fertig — vor Weihnachten 
und rühmten sich damit vor dem Vater. Der Vater wurde so 
zornig, daß er die Mnche sogleich zu ewiger Arbeit in diesen 
Kellern und zur Bewachung des goldnen Wagens verfluchte und 
verzauberte. Der Wagen blieb im zwölften Keller. Viele Leute 
haben ihn schon heben wollen, aber niemand ist bis in den zwölften 
Keller gelangt; bis zur Türe sind einige gekommen, aber dann haben 
auch die mannhaftesten umkehren müssen, von jenen Mlönchwächtern 
verfolgt. Die Müönchsgoldschmiede hatten vom Grafen in einer 
Stube des Schlosses zwölf Betten, welche ihnen bereitet wurden. 
Als er sie verflucht hatte, wollte er sie ihnen nicht mehr lassen; aber 
die Mönchsgeister stachen ihm die Augen aus und da mußte er in ihr 
Verlangen willigen; sonst hätten sie ihn gewiß getötet. Daher war 
auf dem Meschwitzer Schlosse beständig eine Frau angestellt, welche 
jeden Tag zu gewisser Stunde die Betten herzurichten hatte — und 
sie wußte nie, für wen. In jedem Deckbette war immer nur eine 
solche kleine Bertiefung, als ob dort eine Katze gelegen hätte, und 
in der Vertiefung lag jeden Tag ein Geldstück für das Bettmachen. 
Dieses Bettmachen ist geschehen bis in die neueste Zeit, vor kurzem 
aber hat man damit aufgehört. Es ist noch nicht so lange her, 
daß dort einmal die Bettmacherin vor der festgesetzten Zeit gelommen 
ist, — da haben dort noch zwölf solcher graubärtiger Männer in 
den Betten gelegen, welche der auf den Tod erschrochenen Frau zu- 
gerufen haben, daß sie dieselbe erstechen wollten; aber sie hat so 
innig gebeten, daß sie ihr das Leben gelassen haben, falls sie nie- 
mandem etwas sage (vergl. jedoch auch Nr. 331 und 925). 
Sonst hat es immer die Leute im Schlosse und um das Schloß 
gescheucht, so daß die Grafen ausgezogen sind und sich ein neues 
Schloß erbaut haben. Noch vor einigen Jahren haben Maurer, 
welche auswendig am alten Schlosse etwas ausbesserten, entfliehen 
müssen, so hat es sie gequält.
	        
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