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durch das inmittelst begonnene Schneegestöber geblendet, von dem
ihnen sonst wohlbekannten Pfade ab; unwirsch darüber begannen
sie gräßlich zu schimpfen und zu lästern, und als ihnen ein von
Gersdorf mit seinem Sakristan zurückkehrender Mönch entgegen—
trat und sie ernst abmahnte, verschlossen sie ihm höhnend den Mund
mit Schneeballen. Da entbrannte der heilige Mann in gerechtem
Zorn und bannte die Gottlosen in jenen Teich, wo sie bis heute noch
ihr Wesen treiben.
292. Die Smertniza.
Nach Haupt, Sagenbuch der Lausitz, 1862, Bd. I, Ar. 10.
Smertniza heißt bei den Wenden eine Todesbotin, welche als
eine wohlgebildete, blasse, weiße Frau umherwandelt und sich in
demjenigen Hause zeigt oder durch Pochen bemerkbar macht, wo
innerhalb dreier Tage jemand sterben soll.
293. Die Wehbklage der Wenden.
Gräße, Rd. II, Nr. 804; Schmaler, S. 269; Gräve, S. 46 ff.; Winter
in der Const. Ztg., 1853, NUr. 113, nach Hortschanski in d. Launsitzer
Provinzialbl. Leipzig, 1782, St. III, S. 260.
Die Wenden stellen sich die Boze sedlesko oder Wehklage
als ein Wesen in Gestalt eines schönen weißgekleideten Kindes oder
auch einer weißgefiederten Henne vor und halten es für eine Art
Schutzgeist, welcher eine bevorstehende Gefahr oder ein bald zu be-
fürchtendes Unglück durch Klagen und Weinen anzeige und hier-
durch davor zu warnen suche. Wenn es sich hören läßt, so kann
man auch eine Frage nach dem Grunde seines Weinens tun, wor-
auf man aber meist eine unbestimmte Antwort erhält. Als im
Jahr 1766 die Stadt Muskau der unglückliche Brand betraf, soll
es sich zu verschiedenen Malen in dem Hause, wo das Feuer aus-
kam, haben hören lassen und endlich auf Befragen geantwortet
haben: „Es (das Unglüch) wird nicht nur bei dir sein, sondern auf
allen Gassen.“ Als auch vor Jahren bei der Meißmühle da-
selbst drei Personen ertranken, habe es der Müller einige Tage
vorher gehört, und da er gefragt, die Antwort erhalten: „Es betrifft