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bleichen Gesichtern, bemerkte er in größter Nähe seinen vor einem
halben Jahre verstorbenen Gevatter. Zu diesem setzte sich der Bürger
und sang mit. Nach einer Weile gab ihm der verstorbene Gevatter
einen Wink mit dem Finger. Der Bürger verstand den Wink, er
entfernte sich und als er aus der Türe trat und die Kirche schloß,
geschah ein starker Knall und alles war verschwunden und finster
(vergl. Ar. 305 und 329).
302. Der unheimliche Waldfleck bei Aiebra.
Eisel, Sagenbuch, Nr. 632.
Zwischen Aiebra und Pösneck findet man im Walde einen
Flech, auf dem nichts wächst, nicht das Grashälmchen ist jemals da
fortgetommen! Die Stelle ist unheimlich, und Kindern sagt man
noch oft, sie zu meiden.
303. Anzeichen der Pest im Erzgebirge.
Lehmann, Historischer Schauplatz usw., S. 962.
Im Erzgebirge hat es an Warnungszeichen vor der Pest nicht
gemangelt. Zu Lengefeld ließen sich immer zwei weiße Schwalben
auf dem Kirchhofe sehen, die sich während der Kontagion Anno 1680
daselbst aufgehalten, bis sie gegen den Herbst wieder wegzogen.
Zu Marienberg hörte man zehn Wochen vor der Pest ein stetes
Poltern und Fallen bei Nacht in der Kirche, als wenn man Leichen
in die Erde senkte und häufig die Erde auf die Särge nachschüttete;
beide Kerzen verlöschten auf dem Altare, die Glocken wurden so
unnatürlich schwer, daß man sie mit großer Mühe mußte in Schwung
bringen, das Uhrwerk auf dem Rathause lief bei Tag und Nacht
unterschiedliche Mal ganz ab, und einige Bürger haben des Nachts
ein hellbrennendes Licht auf dem Nathause gesehen.
304. Das gefährliche Feld bei Zwichkau.
Gräße, Bd. II, Nr. 611.
Vor dem Schneeberger Tor, an dem Wege nach Oberhohen-
dorf, liegt ein Feld, auf welchem sich ein Kreuzweg befindet, den