Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 243 — 
Da diente um diese Zeit auf dem Hofe ein Knecht, der sich vor dem 
Teufel nicht fürchtete und einst in seiner Vermessenheit sich gegen 
seine Mitdiener rühmte, er wolle doch sehen, ob ihm etwas ge— 
schehen werde, wenn er sich an dem Stuhle vergreife. Darauf ging 
er also hinauf, schob den Stuhl weg und gab dem alten Männchen 
einen Backenstreich, allein die Strafe blieb nicht aus. Denn noch in 
derselben Nacht legte sich dasselbe im Bette auf ihn als schwerer 
Alp und drückte ihn, bis es Tag wurde; in der nächsten Aacht litt 
es ihn ebensowenig und in der dritten warf es ihn gar aus dem 
Bette heraus. Aun ward er zwar ängstlich, rückte auch den Stuhl 
wieder an seinen alten Platz, allein der Geist war auf immer seiner 
alten Wohnung abhold, denn er zog auf und davon, in den darauf 
folgenden Tagen brannte das ganze Rittergut ab, und so viel man 
sich auch Mühe gab, den Stuhl und das Männchen zu retten, das 
einstürzende Dach begrub es unter seinen Trümmern, und als man 
dieselben abräumte, war nichts mehr von ihnen übrig. 
311. Der spukhafte Mönchskopf zu Chemnitz. 
Gräße, Bd. 1, Ar. 469; Iccander, Sächsische Kernchronik, CXLV. Couv., 
S. 15 ff. 
In der Stadt Chemnitz bei dem sogenannten Kloster in der 
Vorwerksstube war noch vor nicht gar langer Zeit ein Mönchskopf 
zu sehen, auf dem, so oft man die Stube reparierte, allemal ein 
Groschen Geld liegen gefunden ward. Dieser Kopf war aber sehr 
empfindlich, wenn jemand mit ihm Rurzweil treiben wollte. So ist 
einmal ein Steinmetzgeselle nach Chemnitz gekommen, und weil er 
vieles von diesem Kopf gehört, hat er ihn sehen wollen. Als er 
nun dessen altes, zorniges Gesicht genau betrachtet, hat er es nachzu- 
machen und überall auszuspotten sich viele Mühe gegeben. So ist 
es geschehen, daß er mit einer Gesellschaft von Kameraden einmal 
nach Hause ging, da Kkam ihm ein Bedürfnis an, und als unter- 
dessen seine Reisegefährten weiter gingen, ist er, wie er später aus- 
sagte, von einem Alönch in einen mit Eis bedechten Teich — es 
war gerade Winterszeit — geworfen worden, und hat ihn derselbe 
dermaßen geängstigt, daß, als seine Kameraden, die wieder um- 
kehrten, ihn suchten, sie ihn winselnd und vor Schrechen fast stumm 
16
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.