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antrafen, für tot herauszogen und so nach Hause brachten. Sein
Mund war ihm dergestalt der Quere gezogen, daß er über ein
halbes Jahr zubrachte, ehe er wieder gesund ward, auch in der Kirche
für ihn gebetet ward.
312. Die Sagen von der Schloßkirche zu Chemnitz.
Gräße, Bd. I1, Ar. 467; Curiosa Sax. 1735, S. 127; poetisch behandelt
von Ziehnert, S. 278 ff.
Auf dem Pflaster der Schloßkirche zu Chemnitz sieht man
einen dunklen Fleck, der daher rührt, daß einst ein Alönch, der
sich bei einer dort gehaltenen Himmelfahrtskomödie an der Maschine,
die zum Hinaufziehen in ein oben befindliches Gewölbe oder Herab-
lassen aus diesem diente, hinaufziehen ließ, im Herabfallen zu Tode
stürzte. In derselben Kirche befindet sich auch das Bild des Abtes
Hilarius, der dieselbe etliche Jahre vor der Bertreibung der Mönche
hatte reparieren lassen. Dieses Bild darf aber von niemandem
genecht oder von seinem Orte weggenommen werden, wenn dem
Täter kein Unglück begegnen soll, wogegen es einer Hausmagd,
die es hübsch gesäubert, diesen Dienst mit einem alten Taler ge-
lohnt hat.
L 313. Der spukhafte Postwagen bei Seelitz.
Mitgeteilt von Gutsbesitzer A. Werner in Mittweida. Archiv des Vereins
für Sächsische Volkskunde.
Eines Abend fuhr mein Vater noch spät von Rochlitz nach
Mittweida. Als er mit seinem Wagen über den „Wind“ bei See—
litz heraufkommt, werden die Pferde unruhig und der Hund ver—
kriecht sich unter den Wagen. Aus der entgegengesetzten Richtung
nähert sich jetzt, und zwar auf der falschen Seite, im scharfen Trabe
ein Postwagen, so daß jede Minute ein Zusammenstoß erfolgen
muß. Da die Pferde nicht vorwärts wollen, steigt mein Vater ab
und führte sie. Dabei bemerkte er, daß der Postwagen und seine
Bespannung nur neblige, unbestimmte Formen zeigen, und er ruft
in letzter Sekunde voller Angst: Alle guten Geister! Bei diesem
Anruf prallt das Postgeschirr zur Seite und verschwindet krachend
und polternd in den zur Seite der Straße tiefer liegenden Feldern.