— 246 —
315. Das spukhafte Bild zu Rochlitz.
Gräße, Bd. J, Ar. 372. Heine, Beschreibung von Rochlitz, S. 60 ff.
In der sogenannten Wochenstube auf dem Saale unter dem
breiten Turme des VRochlitzer Schlosses nach dem Wasser zu stand
sonst ein Bild auf Holz geleimt, auf welchem zwei Verliebte, allem
Anschein nach vornehme Personen, die miteinander Ringe wechseln,
zu sehen waren. Es soll dies eine Gräfin von Bochlitz sein, die
mit einem Abte aus dem Kloster Zschillen einen Liebeshandel unter—
hielt, hernach aber denselben vom Schlosse hinab in die Mulde
stürzen ließ, damit ihre Liebe nicht bekannt werden solle. Von
diesem Bilde wird erzählt, es dürfe nicht von der Stelle verrückht
werden, wenn es nicht im Schlosse umgehen oder spuken solle.
316. Der gespenstische Leichen zug zu Leisnig.
Gräße, Bd. I, Ar. 347. Kamprad, S. 475 ff.
Am 26. Juni des Jahres 1685 abends zwischen 9 bis 10 Uhr
hat man zu Leisnig hinter der Baderei vom ersten Rundell an der
Stadtmauer eine Mannsperson mit einer weißen Leinwand bekleidet
gesehen, den auf einem Raum von drei Häusern sechs Männer mit
Totenbahre samt schwarzem Sarg folgten und beim Rundell etwas
niedersetzten. Sodann geht der weißgekleidete Mlann bis an das
dritte Rundell hinter dem Kornhause und steht wieder still, dann
tragen die sechs Männer den Sarg auch bis dahin und setzen sich
wieder nieder, da dann zwei dieser Müänner ein bei dem weiß-
gekleideten Manne liegendes weißes Tuch aufheben, solches schwingen
und auf den Sarg breiten. Anfangs hat dies nur eine Person gesehen,
dann aber noch vier; andere haben vor großem Schreck nicht mehr
hinseheen wollen, ihrer zwei gehen aber auf die Höhe gegenüber,
auf die sogenannte kleine Biehweide, um solches besser zu beschauen
und sehen sodann, daß hinter den sechs Alännern noch viele Per-
sonen mit langen Haaren am Hauopte, sonst aber in Gestalt der
Totengerippe, wie solche die Maler entwerfen, und nach Art einer
Leichenprozession gingen; darnach haben sich die zur linken Hand
niedergesetzt und nach der Stadtmauer zu gesehen, die zur rechten,