Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Gefallen Lieder singen ließ. Da hat es sich zugetragen, daß sich 
in der Kirche des Aachts ein so greuliches Gepolter hören ließz, 
daß jener darüber sehr erschrak. Weil es sich aber mehrere Aächte 
wiederholte, so hat er Gelegenheit genommen mit den Bauern, die 
neben der kleinen Kapelle wohnten, und dem Schulmeister von 
diesem Gepolter zu sprechen. Diese haben ihm denn vorgestellt, 
daß, wenn das eingeführte Lied des Sonntags als ein altes Gestift 
nicht abgesungen werde, sich jedesmal in der Kirche etwas hören 
lasse, wie dies laut dessen, was sie von ihren Vorfahren vernommen, 
schon mehrmals geschehen sei. Darauf hat jener das alte Lied bei— 
behalten und den folgenden Sonntag wieder absingen lassen, worauf 
man nichts mehr gehört hat. Der oben als Quelle erwähnte Sickel, dem 
der alte Pfarrer diese wunderliche Geschichte selbst erzählte, bemerkt 
noch, daß in der Kirche bei Absingung des Glaubens eine allerdings 
unschädliche Zeremonie aus dem Papsttum beibehalten werde. Wie 
nämlich beim Absingen des Glaubens die Worte gesungen werden: 
„Von Maria der Jungfrauen ist ein wahrer Mensch geboren“, er— 
hoben sich alle Weibspersonen groß und klein und sangen stehend 
diese Worte, bis dieselben durch den Gesang beendigt wurden. 
320. Der grobe Tisch zu Fichtenberg und die wunder- M 
bare Bettstelle zu Meißzen. 
Gräße, Bd. 1, Nr. 332; Hormayr, Taschenbuch für die vaterländische 
Geschichte. Leipzig 1838. XII, S. 257. 
Als der gelehrte Augsburger, Philipp Hainhofer, zu Anfange 
des 17. Jahrhunderts nach Aleißen kam und ihm das dortige 
Schloß gezeigt ward, da führte man ihn im obersten Stochk in eine 
Kammer, wo eine große, schwere, geschnitzte Bettstelle stand, in der 
Herzog Friedrich (gewöhnlich sagt man Kurfürst Johann Friedrich 
in der Nacht vor der Mühlberger Schlacht) gelegen haben soll, und 
sagte ihm, diese bleibe nie an einem Orte stehen, sondern verrüche 
sich immer von selbst; am Kamine stand auch des Herzogs Name 
von seiner eignen Hand geschrieben. 
Bei dieser Bettstelle erzählte man ihm, daß zu Fichtenberg, 
welches eine Meile von Oschatz gelegen sei (72) und denen von 
Taupadel gehöre, schon über 400 Jahre ein Tisch aus unbekanntem
	        
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