— 249 —
Gefallen Lieder singen ließ. Da hat es sich zugetragen, daß sich
in der Kirche des Aachts ein so greuliches Gepolter hören ließz,
daß jener darüber sehr erschrak. Weil es sich aber mehrere Aächte
wiederholte, so hat er Gelegenheit genommen mit den Bauern, die
neben der kleinen Kapelle wohnten, und dem Schulmeister von
diesem Gepolter zu sprechen. Diese haben ihm denn vorgestellt,
daß, wenn das eingeführte Lied des Sonntags als ein altes Gestift
nicht abgesungen werde, sich jedesmal in der Kirche etwas hören
lasse, wie dies laut dessen, was sie von ihren Vorfahren vernommen,
schon mehrmals geschehen sei. Darauf hat jener das alte Lied bei—
behalten und den folgenden Sonntag wieder absingen lassen, worauf
man nichts mehr gehört hat. Der oben als Quelle erwähnte Sickel, dem
der alte Pfarrer diese wunderliche Geschichte selbst erzählte, bemerkt
noch, daß in der Kirche bei Absingung des Glaubens eine allerdings
unschädliche Zeremonie aus dem Papsttum beibehalten werde. Wie
nämlich beim Absingen des Glaubens die Worte gesungen werden:
„Von Maria der Jungfrauen ist ein wahrer Mensch geboren“, er—
hoben sich alle Weibspersonen groß und klein und sangen stehend
diese Worte, bis dieselben durch den Gesang beendigt wurden.
320. Der grobe Tisch zu Fichtenberg und die wunder- M
bare Bettstelle zu Meißzen.
Gräße, Bd. 1, Nr. 332; Hormayr, Taschenbuch für die vaterländische
Geschichte. Leipzig 1838. XII, S. 257.
Als der gelehrte Augsburger, Philipp Hainhofer, zu Anfange
des 17. Jahrhunderts nach Aleißen kam und ihm das dortige
Schloß gezeigt ward, da führte man ihn im obersten Stochk in eine
Kammer, wo eine große, schwere, geschnitzte Bettstelle stand, in der
Herzog Friedrich (gewöhnlich sagt man Kurfürst Johann Friedrich
in der Nacht vor der Mühlberger Schlacht) gelegen haben soll, und
sagte ihm, diese bleibe nie an einem Orte stehen, sondern verrüche
sich immer von selbst; am Kamine stand auch des Herzogs Name
von seiner eignen Hand geschrieben.
Bei dieser Bettstelle erzählte man ihm, daß zu Fichtenberg,
welches eine Meile von Oschatz gelegen sei (72) und denen von
Taupadel gehöre, schon über 400 Jahre ein Tisch aus unbekanntem