— 251 —
auf dem Schafott steht und der Aachrichter sich bereitet, seine Pflicht
zu tun, da ruft jener nochmals Gott zum Zeugen seiner Unschuld
an und bittet ihn, zum Beweise, daß er ungerecht verurteilt worden
sei, sein Haupt niemals aus jenem Hause entfernen zu lassen. Wie
nun sein Kopf gefallen und mit dem Körper, wie man meinte, weg—
gebracht worden war, da findet man plötzlich den ersteren in der
Küche, wo jener Diebstahl vorgefallen war, wieder, und obgleich
man ihn viele Male wieder eingegraben, ja sogar in die Elbe
geworfen, immer stand der Kopf den andern Tag wieder an seinem
frühern Orte, bis man endlich es aufgab, ihn los zu werden und
ihn in jener NAische einmauerte. Abrigens entdechte man Rhurz nach
der Hinrichtung des Unglüchkhlichen den wahren Dieb, indem der
Dachdecker bei Ausbesserung der Esse ein Elster= oder Rabennest
fand, in welchem der diebische Vogel das gestohlene Gut ver-
stecht hatte.
Segnitz, Bd. II, S. 346 ff.
Im Siebenjährigen Kriege kam hierher ein Trupp Kroaten,
der das Schloß und Dorf vollständig ausplünderte und mit anderer
Beute auch den Schädel mit fortnahm. In ihrem Lager an der
Elbe angelangt, fingen sie an, von dem Geraubten tüchtig zu
schmausen, und belustigten sich auch damit, den Totenkopf herum-
zukollern und ihm Wein einzufüllen. Siehe, da schmetterte eine un-
sichtbare Faust die Frevler zu Boden, und schaudernd erkannten
sie, was sie getan hatten; sie näherten sich voll Angst dem furcht-
baren Schädel, hoben ihn behutsam auf und trugen ihn unter
Gebet an seinen alten Ort, die Aische in der Mauer, zurüch, wo er
noch steht.
Sickel, Tachrichten von Poltergeistern und gespenstigen Erscheinungen.
Quedlinburg 1761. Teil l, S. 46 ff. erzählt die Sache anders also:
„Es sind wohl 18 Jahre her, daß ich in meiner Jugend nach
Meißen in Sachsen und vor einem Dorfe, mit Namen Paatzdorf,
vorbeigereist bin. Hier wurde mir auf der rechten Seite ein nahe
an der Elbe liegendes Weinbergshäuschen von einem Bekannten
des Ortes, welcher bei mir in der Kutsche saß, gezeigt und für ganz
glaubwürdig erzählt: Welchergestalt vor Zeiten zwei Brüder daselbst
miteinander in ein Duell geraten, worinnen einer den andern um
das Leben gebracht, auch der Entleibte daselbst begraben worden.