Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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auf dem Schafott steht und der Aachrichter sich bereitet, seine Pflicht 
zu tun, da ruft jener nochmals Gott zum Zeugen seiner Unschuld 
an und bittet ihn, zum Beweise, daß er ungerecht verurteilt worden 
sei, sein Haupt niemals aus jenem Hause entfernen zu lassen. Wie 
nun sein Kopf gefallen und mit dem Körper, wie man meinte, weg— 
gebracht worden war, da findet man plötzlich den ersteren in der 
Küche, wo jener Diebstahl vorgefallen war, wieder, und obgleich 
man ihn viele Male wieder eingegraben, ja sogar in die Elbe 
geworfen, immer stand der Kopf den andern Tag wieder an seinem 
frühern Orte, bis man endlich es aufgab, ihn los zu werden und 
ihn in jener NAische einmauerte. Abrigens entdechte man Rhurz nach 
der Hinrichtung des Unglüchkhlichen den wahren Dieb, indem der 
Dachdecker bei Ausbesserung der Esse ein Elster= oder Rabennest 
fand, in welchem der diebische Vogel das gestohlene Gut ver- 
stecht hatte. 
Segnitz, Bd. II, S. 346 ff. 
Im Siebenjährigen Kriege kam hierher ein Trupp Kroaten, 
der das Schloß und Dorf vollständig ausplünderte und mit anderer 
Beute auch den Schädel mit fortnahm. In ihrem Lager an der 
Elbe angelangt, fingen sie an, von dem Geraubten tüchtig zu 
schmausen, und belustigten sich auch damit, den Totenkopf herum- 
zukollern und ihm Wein einzufüllen. Siehe, da schmetterte eine un- 
sichtbare Faust die Frevler zu Boden, und schaudernd erkannten 
sie, was sie getan hatten; sie näherten sich voll Angst dem furcht- 
baren Schädel, hoben ihn behutsam auf und trugen ihn unter 
Gebet an seinen alten Ort, die Aische in der Mauer, zurüch, wo er 
noch steht. 
Sickel, Tachrichten von Poltergeistern und gespenstigen Erscheinungen. 
Quedlinburg 1761. Teil l, S. 46 ff. erzählt die Sache anders also: 
„Es sind wohl 18 Jahre her, daß ich in meiner Jugend nach 
Meißen in Sachsen und vor einem Dorfe, mit Namen Paatzdorf, 
vorbeigereist bin. Hier wurde mir auf der rechten Seite ein nahe 
an der Elbe liegendes Weinbergshäuschen von einem Bekannten 
des Ortes, welcher bei mir in der Kutsche saß, gezeigt und für ganz 
glaubwürdig erzählt: Welchergestalt vor Zeiten zwei Brüder daselbst 
miteinander in ein Duell geraten, worinnen einer den andern um 
das Leben gebracht, auch der Entleibte daselbst begraben worden.
	        
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