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330. Teufelsspu in Budissin.
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 108.
Anno 1603, am 23. und 24. Januar zu Nacht, ist zu Budissin
in der Fleischergasse der Teufel als ein greuliches Ungetüm herum-
gelaufen, hat an die Häuser geklopft, gewinselt und geschrieen, sich
aber nicht sehen lassen.
331. Das Bett im alten Schlosse zu Aeschwitz.
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde. Sammlung Pilk.
Im alten Schlosse zu Aeschwitz, welches nicht mehr bewohnt
ist, steht ein Bett, das jede Nacht von einem unsichtbaren Schläfer
benutzt wird. Eine Alagd vom Schlosse muß das Bett alle Tage
herrichten und bereiten. Jeden Morgen findet sie dasselbe wieder
„eingerissen“ vor, während auf dem Boden daneben jedesmal zwei
Geldstücke liegen. Es sollen unter jenem Bette sich tiefe Keller-
gewölbe befinden, in welchen einst Falschmünzer ihr Handwerk be-
trieben haben. Die letzteren, so erzählt man, seien darin des Hunger-
todes gestorben. Seitdem zeigt sich die merkwürdige Erscheinung
mit dem Bett (vergl. jedoch Ar. 289 und 925).
332. Der Alex zu Horka.
Gräße, Bd. II, Ar. 853; A. Lausitz, Mag. 1839, S. 359.
In einer alten Kammer an der Kirche zu Horka findet sich
ein altes roh aus Holz geschnitztes Christusbild, sitzend, das dorn-
umflochtene Haupt mit der Hand stützend, dem alt und jung den
unerklärlichen Mamen Alex beilegen. Dieses Bild ist ein Gegen-
stand der Furcht und des Schrechens für viele. Einst, so erzählt
man, ging eine Magd des Kantors, um Gras auf dem Kirchhofe
zu schneiden, vor jener dunkeln Kammer, in der das gefürchtete
Bild sich befindet, vorüber. Leichtsinn und Ubermut verleiteten sie
zu der verwegenen Aufforderung: „Alex, Komm, hilf Gras schneiden!“
Urplötzlich bekommt sie von unsichtbarer Hand eine sehr fühlbare
Züchtigung. Andere erzählen, die Magd sei auf dem Kirchhofe ge-
wesen, um die Abendfeierglocke zu läuten, und habe die gefürchtete