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aus Thüringen seine Hochzeit hielt, hat sich bei Einführung der
Braut ein solcher Wind erhoben, daß die Pferde vor dem Wagen
der Braut stille stehen mußten und nicht fortkommen konnten.
Desgleichen ist unter dem Tanze ein Reiter auf einem weißen
Pferde in gelben Kleidern in das Haus des Bräutigams gekommen
und hat einen solchen Schuß getan, daß das ganze Haus erzitterte,
der Reiter aber ist verschwunden. Endlich ist ein weißer Stein von
freien Stüchen auf einen Tisch gekommen, den niemand dorthin
gelegt; zwar ist er etliche Male von den Gästen herabgeworfen
worden, aber allezeit unvermerkt wieder an seinem Orte gewesen.
Diesen Stein hat endlich Wolfgang von Werthern mit sich zum
Wunderzeichen nach Thüringen geführt. Am andern Tage hat sich
aber das Unglück schon angehoben, denn Siegemund von Maltitz
ist von Friedrich von Luttitz gefordert und mitten auf der Straße
niedergestoßen worden. Dieser Maltitz hat aber vor seinem Tode
viele Vorboten seines Unglückhs gehabt: als er nämlich mit seinem
Knechte von seiner Heimat weggeritten, ist ihm sein Schwert aus der
Scheide gefallen, beinahe hätte er mit seiner Büchse sein eigen Pferd
erschossen, und was noch mehr ist, seine Ringe sind ihm vom Finger
entzweigesprungen und abgefallen, wie denn auch über dem Tische, da
er bei der Hochzeit gesessen, zwei Lichter von selbst auslöschten, welches
ihn aber alles nicht gehindert hat, sondern er ist der unzeitigen Heraus-
forderung gefolgt.
335. Der Gedenksftein bei Demitz.
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde. Sammlung Pilk.
Unweit des Dorfes Demitz befindet sich ein Stein mit einem
eingemeißelten Kreuze, wie man deren mehrere an den Wegen der
Bergwälder antrifft, wohl zum Andenken an einen jähen Unglücks-
fall errichtet, der vor langen Jahren dort geschehen sein mag. Diesen
Stein hob man einst aus und trug ihn hinweg von seinem Standorte,
um ihn zum Bau einer Brüche zu verwenden. Da aber ließ sich all-
abendlich an dem Punkte, wo der Stein gestanden, ein klägliches
Wimmern vernehmen. Dieses hörte nicht eher auf, bis der Stein
mit dem Kreuze wieder an seine alte Stelle gebracht und aufgerichtet
worden war.