Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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berg vielerlei Unruhe und Konfusion angestiftet, wie derselbe selbst 
weitläufig beschrieben hat. Es hat mit Auf- und Niedergehen, 
Klappern, Schlagen, Auf- und Zumachen der Türen, Werfen, Fallen, 
Verschleppen alles Hausrats, Rufen, Lachen, Zupfen an den Kleidern, 
schimpflichem Necken einer Magd viel seltsame Händel getrieben; ist 
bisweilen als ein dunkelgrauer fortrauschender Schatten erschienen, 
hat sich einst mit einem nackenden Arme blicken lassen, grünes 
Waldreisig auf die Haustüren gesteckt, dergleichen auch auf den 
Spiegel getan. Im hinteren Hofgewölbe hat sich's hören lassen, als 
ob Bergleute arbeiteten, eine Kugel hat es die Treppe hinunter— 
geworfen, alte Kleider hat es hervorgetragen und seltsam aufgehängt, 
den Schlafenden die Betten nehmen wollen, bei Tage etliche Betten 
verschleppt, brennend Licht auf den Boden getragen. Einen wachenden 
beherzten Bürger überfiel, seinen Gedanken nach, etwas in der Aacht 
ganz wie ein zottiger brauner Bär. Bisweilen sah es zum Stall— 
fenster heraus, ganz wie ein altes Angesicht mit einer schwarzen 
Haube. Es gab der Hausgenossin eine starke Ohrfeige, daß man 
die roten Striemen noch des andern Tags sehen konnte, es steckte 
die Ofenkrüche, Ofengabel, einen langen Borstwisch mit allerlei 
Lumpen behangen, zur Haustüre hinaus auf die Gasse, zog den 
großen Wassertrog ab, verstechte die Zapfen, setzte ein brennendes 
Licht auf die Hausbank, schürte Feuer auf dem Herd. Dergleichen 
Schalkheit übte es sehr viel, und wenn es etwas angestiftet, so 
lachte es. Es verstechte die Schlüssel, streuete Korn vom Boden 
herab auf den Hof, der Hausgenossen Betten trug es auf den Gang 
gerufen worden war, welcher sich in eine zottige Deche gehüllt und in dieser 
Verkleidung entweder als Hund oder selbst als altes Weib die Bewohner 
zwei Monate lang geängstigt hatte. Trotz des Geständnisses von Friebel 
hielt man eine derartige Täuschuug auf natürlichem Wege für unmöglich, so 
daß selbst in dem Urteile des Schöppenstuhls zu Leipzig vom 8. Januar 1693, 
wodurch der Inquisit zum Strange verurteilt ward, seiner spukhaften Er- 
scheimungen ausdrüchlich und lebhaft gedacht wurde. Der Geistliche, der 
ihn hiernächst zum Tode vorbereitete, drang mit der Frage in ihn, ob er 
nicht ein geheimes Bündnis mit dem Satan habe, und als er sich erbot, 
seine Zauberstüchchen vor aller Augen zu wiederholen, wenn man ihm seine 
zottige Decke geben wollte, verwies ihm dies der Geistliche mit heiligem 
Schauer und ermahnte ihn, die wenigen Stunden, welche er noch zu leben 
hätte, nicht zu solchen Teufeleien, sondern zu seiner Bekehrung zu ver- 
wenden. (Unterhaltungsblatt zum Erzgebirgischen Volksfreunde, 1884, 
Ar. 32.)
	        
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