Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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einer Anhöhe gelegene Flecken Berthelsdorf ihm links liegen blieb. 
Da erblickte er oben auf der Spitze des besagten Berges ein großes 
Feuer und es schien ihm, als wäre dasselbe ein brennender Mensch. 
Obgleich ihm etwas sonderbar zu Mute ward, ritt er doch getrost 
seine Straße fort, und als er nach Rochsburg kam, war seine erste 
Frage, was das auf dem Berge für ein Feuer sein möge, welches 
er beim Vorbeireiten erblickt habe. Vorerst erhielt er zur Antwort, 
es sei dieses allen Nachbarn und Einwohnern unter dem Namen 
des brennenden Mönches bekannt. Weil er nun aber von keinem 
Kloster in der ganzen Gegend wußte, so bat er um nähere Er— 
klärung und erfuhr, es habe zu der Zeit des Papsttums in dieser 
Gegend ein Barfüßerkloster gestanden, aus welchem die Mönche 
öfters ins Feld zu spazieren pflegten. Aun hatte sich aber einst 
einer der Mönche in eine muntere Bauermagd, die er öfters in der 
Kirche gesehen hatte, auf eine mehr als geistliche Art verliebt. Da 
nun dieselbe eines Tages an diesem Orte mit Ausstreuung des 
Mistes auf dem Acher beschäftigt war, so glaubte der Mlönch eine 
gute Gelegenheit gefunden zu haben, seine Flamme abkühlen zu 
können. Allein diese Bauernymphe wußte sich bei seinem Liebes- 
antrag so übel zu schichen, daß sie jenem geistlichen Ritter mit ihrer 
Misthache nicht nur möglichsten Widerstand leistete, sondern ihn auch 
ohne Barmherzigkeit zu Boden legte, so daß er statt der verliebten 
Seufzer Blut, Galle und Leben ausschütten mußte. Sie ging 
darauf selbst zu dem Vorsteher des Klosters und entdeckte freimütig, 
wie es ihr mit dem Mönch ergangen sei. Die geistliche Brüderschaft 
aber war froh, daß sie nur in der Stille ihren geistlichen Mitbruder 
vom Felde wegbringen konnten, damit ihr Kloster nicht in übeln 
Ruf Räme; man gab der Bauermagd ein Stück Geld, um ihr da- 
durch Stillschweigen aufzulegen, und der gute Bettelmönch ward 
insgeheim zur Erde bestattet. Von der Zeit an soll derselbe in be- 
sagter feuriger Gestalt sich sehen lassen. 
357. Feurige Schatzwächter am Burgwall zu GEleisberg. 
Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Nr. 331; Alfred Moschkau in der 
Saxonia, Bd. I, S. 189. 
Den Burgberg zu Gleisberg krönt ein alter heidnischer Rund- 
wall, in welchem angeblich im Mittelalter eine Burg stand. In
	        
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