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und wie sie ausschüttete, da sprang auf einmal ein „Heigidl“ heraus.
Das hatte einen großmächtigen Bart und ein Gesicht voller Runzeln
und war barfuß. Das lachte und klatschte in seine kleinen Hände,
kletterte auf den obersten Balken und versteckte sich dann wieder
ins Heu. Die Bäuerin kriegte vor Schrech bald die Krämpfe. —
Man bekommt die „Heigidle“" aber nur selten zu sehen. Sie haben
ihren Namen davon, daß sie ihren Aufenthalt meistens auf dem
Heuboden nehmen. Sie machen sich im Hause sehr nützlich, be-
sonders verrichten sie Stallarbeit. Auch spielen sie mit den Kindern
und wiegen sie ein, und wenn das Kind im Schlafe liegt, dann
sagen die Mütter: „°8 Gidl tallt (tändelt) mit #un.“
Die Heugütel bleiben übrigens nur in Häusern, wo alle
Bewohner fromm und christlich leben. Wo geflucht und gezankt
wird, kehren sie nicht ein. Will man sie nicht mehr haben, so muß
man ihnen kleine Pantoffeln hinstellen, dann klagen und heulen
sie die ganze Nacht, am andern Morgen aber sind sie verschwunden.
Doch haben sie zum Abschied die Kühe mit Blumen geschmückt, ge-
füttert und geputzt, und das Geschirre ist geschmiert.
Wer sie fangen will, den raufen und kratzen sie und ent-
fliehen ihm doch. Sonst sind sie aber gutherzige, arme und
halbnachte Dinger, und sollen die Seelen ungetaufter gestorbener
Kinder sein.
381. In Aue wird ein Spiritus familiaris verkauft.
Schönburgische Geschichtsblätter, VI. Jahrg., S. 107.
Den 7. Nov. 1668 Rkam Hanzß Mielzner von Wildbach, als der
Zeit Jagd= oder Hundejunge auf Schloß Hartenstein, ein Bursch von
18 Jahren, deshalben in die Inquisition, weil er ehemals, da er in
die Aue gegangen, daselbst in einem Bierhause von einem Bergmann,
Christoph Schuberten genannt, einen Spiritum Familiarem, welcher
in einem roten Schächtelein gesessen, einer Hummel gleich gesehen
und also gebrummt, gegen drei Pfennige übernommen und gekauft
hat. Dieser Spiritus hätte ihm im Schießen dergestalt zwei Jahre
genutzet, daß er alle Tage drei gewisse Schüsse tun und damit treffen
können, wonach er geschossen, hingegen habe er selbigen die Woche
siebenmal mit Honig füttern müssen. Und ob er gleich nach seiner