Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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gibt nämlich arme und reiche Kobolde. Die reichen bringen ihrem 
Gebieter Geld und Speisen und was er sonst von ihnen verlangt, 
die armen aber besitzen selbst nichts und können darum auch nichts 
geben. Sie zehren vielmehr nur von der Habe ihres Herrn und 
sind darum eine große Last, zumal da man sie nicht loswerden 
kann, wenn man sie einmal hat. 
385. Ein Spiritus familiaris in Leipzig. 
Gräße, Bd. J, Ar. 454, nach Monatliche Unterredungen vom Reiche der 
Geister, Bd. I, S. 738. 
Zu Anfange des 18. Jahrhunderts lebte in Leipzig ein Mkann, 
dem man den Beinamen Scheidewasserhans gegeben hatte, weil er 
sich gewöhnlich bei den Kupferstechern aufzuhalten und dort seinen 
Unterhalt durch Dienste, welche er denselben leistete, zu finden pflegte. 
Dieser Kam nun eines Tages zu einem gewissen Künstler, der lange 
Jahre darüber nachgesonnen hatte, wie er den Namen eines Adepten 
mit rechtem Grunde erlangen möchte, und weil er nach dem ge- 
wöhnlichen Sprichworte die teure Venus wenig achtete, wenn er 
nur den lieben Vulkanus zu seinem gewissen Schwager haben 
konnte, so machte er besagten Hans zu seinem Handlanger oder 
vielmehr zu einer Mißgeburt von einer vestalischen Jungfrau, da- 
mit er ihm sein Feuer beständig in Brand erhalten möchte. Eines 
Tages mußte besagter Künstler wegen dringender Geschäfte sein 
Laboratorium verlassen, da er eben eine gewisse Materie in einer 
wohl lutierten Phiole auf dem Sandfeuer hatte, beim Hinweggehen 
aber sagte er zu seinem getreuen Feuerachates: „Hans, gib wohl 
acht auf das Feuer und fürchte dich nicht, wenn dich etwas im 
Laboratorio besuchen sollte, indem es dir keinen Schaden tun 
kann.“ Dieser wußte nicht, was er hierauf für eine Antwort geben 
sollte, blieb aber, dem Befehle seines Prinzipals gehorsam, in dem 
Laboratorio eingeschlossen, obwohl er gern fortgegangen wäre, und 
wartete der Dinge, die da kommen sollten, freilich nicht ohne eine 
gewisse Angst zu empfinden. Es währte auch nicht lange, so sah 
er durch die verschlossene Türe eine große Katze zu sich Kommen, 
welche so seltsame Sprünge vor ihm hermachte, dergleichen wohl 
kein sechzigjähriger Tanzmeister jemals herausbringen würde. Diese
	        
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