Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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verfügte sich nach langem Herumschwärmen in die lutierte Phiole 
hinein, ohne dieselbe zu öffnen, worüber sich Hans höchlich ver— 
wunderte, daß dieses Tier sich von freien Stücken in einen Narren-- 
kasten einschloß. Bald darauf verlor dieselbe ihre vorige Katzen— 
gestalt und verwandelte sich in einen kleinen Wurm, welcher sich in 
diesem Feuernest versteckte. Da aber endlich der Künstler wieder 
nach Hause kam und ihm Hans erzählte, was sich unterdessen zu— 
getragen hatte, rief er ganz freudig aus: „Aun habe ich den Schelm 
gefangen, nach dem ich lange Zeit getrachtet habe!“ 
— 
386. Der Kobold zu Pausitz. M 
Gräße, Bd. I, Ar. 87; v. Weber, Aus vier Jahrh. NA. F. Bd. II. S. 346. 
Zu Pausitz bei Riesa hat sich um 1696 ein Kobold aufgehalten, 
der in dem Hause des Viertelhüfners Hans Preußiger vielerlei Un- 
fug verübte. Er verschleppte Lebensmittel und Wäsche aus dem 
Hause und versteckhte sie an verschiedenen Orten, Butter ballte er 
zu Klumpen und vergrub sie unter die Spreu, Mehl= und Getreide- 
säcke stürzte er um; wenn gebacken werden sollte, verdarb er den 
Sauerteig durch Erde und Spreun, in der Küche füllte er die Koch- 
töpfe am Feuer mit Kohlen und Asche, verunreinigte die Speisen 
und Trinkgeschirre aufs ekelhafteste, machte unsichtbar die Türen 
auf und zu und riß in der Nacht den Frauen die Betten und Hemden 
vom Leibe. Aur gegen die dreizehnjährige Tochter Preußigers benahm 
er sich besser, ja er sagte ihr, eine frühere Kinderfrau eines Herrn 
von Plötz, die Dörschnitzer Anna, habe ihn in einem Korbe ins Haus 
gebracht. Er saß zuweilen in der Ofenhölle in einem weißen Hemde, 
das am Halse und Armeln mit roten Bändern geschmückt war, hatte 
graue neue Strümpfe und alte Schuhe an, sein mit großen Glotz- 
augen und im Genicke mit einem Busch gelber Haare besetzter Kopf 
hing hinten über. Er schenkte dem Kinde neue Spindeln und 
schöne Birnen, als er aber einmal aus einem Mlilchasch getrunken 
hatte und dieser deshalb eingeschlossen ward, stach er die Kühe mit 
einer Mistgabel in die Beine. Von einem Herrn von Carlowitz mit 
Prügeln bedroht, verschwand er endlich.
	        
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