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anderswo Herberge schaffen, du hast mich einmal angenommen“,
hat das Männchen gesagt. „Gehe hin zu unserm Aachbar“, hat
der Junge geantwortet, „denn der hat keine Kinder.“ Dies ist auch
richtig geschehen, aber dergestalt, daß ihn der Aachbar nicht wieder
hat loswerden können.
390. Der Kobold in der Lausitz. ·
Gräße, Bd. II, Ar. 763; Schmaler a. a. O., S. 267; Gräve S. 57.
Der wendische Kobold entspricht vollkommen dem deutschen.
Er ist ein Hausgeist, der in den Stuben, Ställen usw. sein Wesen
treibt und je nach seiner Meigung den Einwohnern des Gehäftes
bald Gefälligkeiten erweist, indem er ihre Geschäfte übernimmt und
nachts im Finstern fortarbeitet, bald aber auch Schabernachk spielt.
Er will nach seinen Launen gut behandelt und wohl gespeist sein,
sonst lärmt er im Hause herum, quält die Leute und schreckt sie
nachts aus dem Schlafe auf, indem er sie durch Poltern aufwecht
oder gar aus dem Bette herauswirft. Er soll gern die Gestalt
eines Kalbes annehmen, hat aber mit Feuer und Licht nichts zu
tun, sondern ist vielmehr ein Geist der Finsternis, doch soll er auch
Kranken des Nachts beim Vollmondschein erscheinen. In Gestalt
einer Dohle bringt er Gold. Seine Wohnung soll auf dem eine
Meile von Budissin bei den Dörfern BRachlau und Döhlen über
Mieschwitz gelegenen Berge Czorneboh sein, wo ein einzelner mit
einer Höhlung versehener Berg nach ihm die Koboldskammer heißt.
Einige wendische Sagen vom Kobold siehe in Wuttkes Sachsischer
Volkskunde S. 353.
391. Galgenmännlein werden am Valtenberge ausgegraben.
Nach Cl. König im AM. Laus. Mag. 1886, S. 63.
Auf dem sogenannten Wurzelfeld am Valten = Faltenberge
finden Glüchkhskinder am Johannistage die wunderbare Alraun-
wurzel. Sie trägt einen Schopf hoher glänzender Blätter, ähnlich
denen der Tulpe. Mit kleinen Mostflecken sind sie dicht bestreut.
Die Wurzel bilden zwei faustgroße Fingerknollen. In der Miitter-
nachtsstunde am Johannistage muß man sie ausgraben und nach