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Hirsebrei los, machte einen krummen Buchel und stieß einen fürchter-
lichen Schrei aus. Die Funken flogen ihr aus den Augen, die
Zunge war glühend und aus dem Maurle rauchte es ordentlich.
Dann fuhr sie wie besessen auf den Heuboden, und in zwei Minuten
stand das ganze Haus in Flammen. Mit vieler Alühe konnten
die Aachbarn das Bieh im Stalle losmachen. Das andere aber
verbrannte alles und natürlich auch die Sachen von der Magd.
Als aber die Frau heimkam, wurde sie von der gleich aus dem
Dienste gejagt. Bon dem Drachentier hatte niemand mehr was
gesehn. Wie aber das Haus nachher wieder aufgebaut worden
war, da war auch die Katze gleich wieder dort und hat's Geld in
Haufen gebracht.
Was aber die Bauerfrau betrifft, die kam nach dem Feuer
in kein Bette mehr und wurde bei allem guten Essen alle Tage
dürrer, daß sie zuletzt nur noch Haut und Knochen war. Einmal
nun, früh beizeiten, waren die Frau und die Katze weg, und wie
der Bauer fragte, ob sie niemand gesehen hätte, sagte der Knecht:
„Die Frau liegt auf dem Kanapee.“ Wie sie aber näher hinsahen,
da war's nur ihre Haut; der Drache hatte sie bei lebendigem Leibe
geschunden und war mit dem Gerippe durchs Fenster gefahren,
denn das stand sperrangelweit auf. — Der Bauer ließ hernach die
ausgestopfte Haut begraben, damit es niemand erfahren sollte, was
vorgegangen war, aber die Leute wußten es doch allel
397. Feurige Drachen zu Leipzig. L
Gräße, Bd. J, Ar. 413; Große, Bd. I, S. 198. 731.
Am 23. November 1606 zündete ein Drache dem Kohlenträger
Gregorius in Leipzig das Haus über dem Kopfe an, weil derselbe
angeblich den höllischen Gast auf dem Boden, wo er seinen Sitz
hatte, mit einem schlechten Traktement abgespeist hatte. An feurigen
Drachen war überhaupt ehedem in Leipzig kein Mangel; vorzüglich
im Jahre 1533 sah man deren viele: die meisten waren einen
Finger lang, hatten Kronen auf dem Haupte, zwei Flügel und
Saurüssel, und sollen derer oft 2 bis 400 Stück auf einmal bei—
einander gewesen sein.
Meiche, Sagenbuch. 20