Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 305 — 
Hirsebrei los, machte einen krummen Buchel und stieß einen fürchter- 
lichen Schrei aus. Die Funken flogen ihr aus den Augen, die 
Zunge war glühend und aus dem Maurle rauchte es ordentlich. 
Dann fuhr sie wie besessen auf den Heuboden, und in zwei Minuten 
stand das ganze Haus in Flammen. Mit vieler Alühe konnten 
die Aachbarn das Bieh im Stalle losmachen. Das andere aber 
verbrannte alles und natürlich auch die Sachen von der Magd. 
Als aber die Frau heimkam, wurde sie von der gleich aus dem 
Dienste gejagt. Bon dem Drachentier hatte niemand mehr was 
gesehn. Wie aber das Haus nachher wieder aufgebaut worden 
war, da war auch die Katze gleich wieder dort und hat's Geld in 
Haufen gebracht. 
Was aber die Bauerfrau betrifft, die kam nach dem Feuer 
in kein Bette mehr und wurde bei allem guten Essen alle Tage 
dürrer, daß sie zuletzt nur noch Haut und Knochen war. Einmal 
nun, früh beizeiten, waren die Frau und die Katze weg, und wie 
der Bauer fragte, ob sie niemand gesehen hätte, sagte der Knecht: 
„Die Frau liegt auf dem Kanapee.“ Wie sie aber näher hinsahen, 
da war's nur ihre Haut; der Drache hatte sie bei lebendigem Leibe 
geschunden und war mit dem Gerippe durchs Fenster gefahren, 
denn das stand sperrangelweit auf. — Der Bauer ließ hernach die 
ausgestopfte Haut begraben, damit es niemand erfahren sollte, was 
vorgegangen war, aber die Leute wußten es doch allel 
397. Feurige Drachen zu Leipzig. L 
Gräße, Bd. J, Ar. 413; Große, Bd. I, S. 198. 731. 
Am 23. November 1606 zündete ein Drache dem Kohlenträger 
Gregorius in Leipzig das Haus über dem Kopfe an, weil derselbe 
angeblich den höllischen Gast auf dem Boden, wo er seinen Sitz 
hatte, mit einem schlechten Traktement abgespeist hatte. An feurigen 
Drachen war überhaupt ehedem in Leipzig kein Mangel; vorzüglich 
im Jahre 1533 sah man deren viele: die meisten waren einen 
Finger lang, hatten Kronen auf dem Haupte, zwei Flügel und 
Saurüssel, und sollen derer oft 2 bis 400 Stück auf einmal bei— 
einander gewesen sein. 
Meiche, Sagenbuch. 20
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.