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405. Ein Bauer zu Hertigswalde findet einen Korndrachen.
Mündlich.
Der alte Bauer Maazig in Hertigswalde kam einst aus der
Schenke und fand — es war gerade zur ganzen Stunde — im
Straßengraben ein kleines schwarzes Hühnchen. Mitleidig nahm
er es mit nach Hause und als er es am andern Morgen füttern
wollte, kam das Korn zur Feueresse nur so hereingerollt. Der
Bauer aber, der ein frommer Mann war, packte das Tier und
warf es mit den Worten: „Bist du so ein Luder?“ aus der Stube.
Das Tier war aber nichts anderes gewesen als der Drache. (Vgl.
Ar. 411.)
406. Ein Drache wird zu Aeustadt gesehen.
Meiche, Sagenbuch der Sächsischen Schweiz, S. 19.
Vor alten Zeiten ist der Drache auch in Meustadt gesehen
worden. Nach einer alten Nachricht hat sich „während der großen
Feuersbrunst (1674) in der Luft ein Gesicht, so man vor den
Drachen gehalten, sehen lassen und ist über das Städtlein fort,
gleichsam nach dem hohen Walde zu gezogen, und solches hat ge-
sehen der Bürgermeister Tietze, sein Eheweib und noch viele andere
Leute“.
407. Der Drachenglaube in Putzkau und Aeubirch a. H.
Archiv des Vereins für Sächsische Bolkskunde, Sammlung Pilk.
Der Drache wird von den Bewohnern der Neukircher Gegend
beschrieben als ein Tierchen, ähnlich einer schwarzen Katze. Der
Hauseigentümer, welcher dieses Wesen bei sich aufnimmt, gerät nie
in Not, denn jederzeit verschafft ihm der Drache Geld. Freilich
darf solchen Menschen das Jenseits nur wenig Rümmern, denn
durch die Gemeinschaft mit dem Drachen, diesem Geschöpfe des
Bösen, verwirkt er jeden Anspruch auf die ewige Seligkeit. Ein
Müller in Oberputzkau, welcher „den Drachen hatte“, setzte diesem
Sonntags vormittags, wenn alles zur Kirche gegangen war, eine
Schüssel mit Semmelmilch zum Fraße vor und lochte ihn mit dem