Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Rufe: „Miezel, Miezel!“ herbei. Dann aber trug er auch regel— 
mäßig eine Schürze voll harter Taler hinauf in die Truhe, obgleich 
er von niemandem vorher irgendwelche Zahlung erhalten hatte. 
Am meisten hat man Frauen im Verdachte, daß sie Pflege— 
rinnen des Drachens seien. Man wollte sogar die Ankunft des 
Drachen bei mehreren derselben beobachtet haben. Nachts war er 
durch die Lüfte gezogen gekommen, einen langen Streifen feuriger 
Funken hinter sich lassend, und hatte durch den Schornstein seinen 
Einzug in das Haus der Zauberin, die ihn herbeigewünscht, ge- 
halten. Von der Anwesenheit des Drachen darf zu niemandem 
geredet werden. Es geht auch allgemein noch heute die Rede, daß 
diejenige Person, welche den Drachen beherbergt, nicht ersterben 
könne, sondern einen langen, fürchterlichen Todeskampf bestehen 
müsse, bis man ihr das Geheimnis abgenommen hat. Findet sich 
niemand zu letzterer Handlung bereit, so muß man die Sterbende 
hinausschaffen und auf den Stalldünger niederlegen, oder ihr doch 
etwas Mist unter das Kopfkissen breiten. Dann erst vermag sich 
ihre Seele vom Leibe zu trennen. Diejenige Frau nun (es Rommt 
beim Drachenglauben fast immer (7) das weibliche Geschlecht in 
Frage), welche das Drachengeheimnis von der Sterbenden mitgeteilt 
erhält, ist dann wieder Hüterin des Drachen und als solche wohl- 
begütert. 
408. Der Drache in der Putzkauer Brettmühle. 
Archiv des Vereins für Sächsische Volkskunde, Sammlung Pilk. 
Jedesmal in der hundertsten Nacht gewahrt derjenige, der an 
der Brettmühle zu Oberputzkau vorübergeht, einen Drachen. Sieht 
dieser gelb aus, so hat derjenige, der ihn sieht, Glück in seinem 
Leben; ist die Farbe des Drachens aber rot wie Feuer, so stirbt 
jener, der ihn erblicht, in demselben Jahre. Von der fraglichen 
hundertsten Nacht aber weiß niemand, wann sie fällt.
	        
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