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409. Die Frau und der Drache in Groß-Hähnchen.
Buzica 1885, S. 75, übersetzt von Dr. Pilk.
In einem Dörschen (es war wohl Groß-Hähnchen bei Bautzen)
hatte eine Frau den Drachen. Daher konnte sie vor dem Mittag-
essen stets sehr lange draußen auf dem Felde bleiben und arbeiten.
Erst dreiviertel auf zwölf eilte sie heim, damit sie das Mittagessen
koche, und Punkt zwölf, wenn das Gesinde heimkam, war das
Mittagessen beständig schon fertig. Das Gesinde wunderte sich
hierüber oft sehr und wollte gern erfahren, wie denn wohl die
Frau das Mittagessen so geschwind koche. Deshalb lief einmal ein
Knecht heimlich hinter ihr her nach Hause. Die Frau schloß sogleich
alle Türen zu. Der Knecht aber stellte sich hinter die Türe und
guchte durch das Schlüsselloch in die Stube; dort sah er auf der
Ofenbank den Drachen sitzen und hörte, wie die Hauswirtin ihm
sagte: „Schütte aus, Hänschen, schütte aus!"“ (nämlich den Brei fürs
Mittagessen). Der Drache aber antwortete furchtsam: „Mlan guchtt,
Mariechen, man gucht!“ (Vgl. Ar. 404.)
410. Schwerer Tod.
Luziéan 1876, S. 184, Ubersetzung von Dr. Pilk.
In Weißig bei Bautzen starb vor einigen Jahren eine Frau,
welche auch den Drachen hatte. Drei Tage lag sie im Sterben
und doch konnte sie nicht ersterben, weil niemand diesen Drachen
zu sich nehmen wollte.
Erst als man sie auf einen Haufen Mist legte, hauchte sie
ihren Geist aus. (Vgl. auch Nr. 404 und 407.)
411. Der Bauer und das Hühnchen zu AMeschwitz.
Mitgeteilt von Dr. Pilk.
Ein Bauer fuhr einst spät in der Nacht nach Hause. Da
bemerkte er am Wege ein vom BRegen durchnäßtes junges Hühnchen
das ängstlich piepste. Er erbarmte sich des Tierchens und nahm