Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Männchen. Wenn der rechte Mann kommt, und zur rechten Stunde, 
und sagt das richtige Sprüchelchen, der sieht den Zwerg, und dieser 
zeigt ihm große Schätze, ganze Bachschüsseln voll Gold. 
419. Der Berggeist vom Greifenstein steht Gevatter. 
Gräße, Bd. 1, S. 449; nach Ziehnert, S. 466 ff. 
Einst lebte in Geyer ein armer Häuer, namens Hans Geißler, 
der war blutarm und hatte ein schwangeres Weib und viele Kinder 
und wußte sich oftmals keinen Bissen Brot. Am größten war aber 
seine Mot am Silvesterabend, als die Niederkunft seines Weibes 
auf wenig Stunden nahe war, und er weder eine warme Stube, 
noch sonst eine Erquickung, ja nicht einmal eine Wehmutter für sie 
hatte. Er eilte hinaus, eine erfahrene Muhme zu holen, verirrte 
sich aber bei dem gräßlichen Schneegestöber vom Wege und Ram, 
durch tiefe Wehen sich mühsam durcharbeitend, zuletzt an die Felsen- 
schichten des nahen Greifensteins. Er erschrak und wollte umkehren, 
als der Berggeist ihm erschien und mit freundlichem Blich ihn also 
ansprach: „Eile, glücklicher Vater! Gott hat dein Weib mit drei 
holden Knäblein gesegnet! Wenn du nicht dawider bist, will ich 
dein Gevatter sein!“ Da verließ Hansen die Furcht und er ant- 
wortete: „In Gottes Namen magst du mein Gevatter sein, aber 
wie tue ich dir die Stunde der Taufweihe Kkund?" Wie nun der 
Berggeist lächelnd sagte, daß er ohnedem zur rechten Zeit kommen 
werde, da verließ sich Hans darauf und eilte heim. Sein Weib 
hatte ihm wirklich drei holde Knäblein geboren. Am anderen Tage, 
als alles zur Taufe bereitet war, da ließ auch der Gevattersmann 
vom Greifenstein nicht auf sich warten. Er erschien in Häuer- 
kleidung und übte das fromme Werk mit inniger Andacht, und als 
die heilige Handlung vorüber war, da schenkte er Hansen einen 
Schlägel und ein Eisen und sprach: „Lieber Gevatter, bete und 
arbeite! Wo du mit diesem Gezäh einschlägst, da wirst du reiche 
Ausbeute finden, und dann denke allemal an Gott und deinen Ge- 
vattersmann!“ Darauf verschwand er: seine Worte aber trafen ein; 
Hans ward ein reicher Mann und soll die Siebenhöfe bei Geyer 
gebaut haben.
	        
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