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420. Die Sagen vom Scheibenberge und seinem Zwergkönig.
Gräße, Bd. J, Ar. 517; Lehmann a. a. O., S. 187; Ziehnert,
S. 461 ff.; novellistisch behandelt von Dietrich a. a. O., Bd. I, S. 73; no-
vellistisch unter dem Titel: Schneiderminel von Schlettau, bearbeitet von
C. Winter in der Constit. Ztg. 1854 Ar. 282 ff.; poetisch bearbeitet von
Segnitz, Bd. I, S. 183 ff.
Das Städtchen Scheibenberg im Obererzgebirge hat seinen
ANamen von dem an seiner nordwestlichen Seite befindlichen tafel-
förmigen Basaltberge gleichen Namens. Derselbe soll von Zwergen
bewohnt sein und reiche Schätze in sich schließen. So trug es sich
zu, daß im Jahre 1605 M. Lorenz Schwabe, Pfarrer in Scheiben-
berg, mehrere Gäste aus Annaberg bei sich hatte und seine Frau
etliche darunter befindliche Freundinnen über und um den Scheiben-
berg führte, um ihnen die Gegend zu zeigen. Sie trafen ein Loch
darin an, in welches drei Stufen führten, und in diesem lag ein
glänzender Klumpen wie glühendes Gold. Darüber erschraken sie,
gingen eilends wieder herein und führten den Pfarrer samt den
Gästen heraus, konnten aber das Loch nicht wiederfinden.
Allerdings befindet sich auch an der Morgenseite des Berges
eine Art Höhle, das Zwergloch genannt. Darin wohnten sonst der
Sage nach viele Zwerge, deren König Oronomassan (nach anderen
Zembokral) hieß. Sie waren nicht über zwei Schuh lang und
trugen recht bunte Röchchen und Höschen. Es schien ihr größtes
Vergnügen zu sein, die Leute zu nechen; sie taten aber auch manchem
viel Gutes und halfen vorzüglich frommen und armen Leuten. Einst
im Winter ging ein armes Mlädchen aus Schlettau in den am
Fuße des Scheibenberges gelegenen Wald, um Holz zu holen. Da
begegnete ihr ein kleines Männchen mit einer goldenen Krone auf
dem Haupte, das war Oronomassan. Er grüßte das Mädchen und
rief gar Kläglich: „Ach, du liebe Maid, nimm mich mit in deinen
Tragkorb! Ich bin so müde, und es schneit und ist so kalt, und
ich weiß mir keine Herberge! Drum nimm mich mit zu dir in dein
Haus!“ Das Mädchen kannte den Zwergbönig zwar nicht, aber
da er gar zu flehentlich bat, so setzte sie ihn in ihren Tragkorb
und deckte ihre Schürze über ihn, damit es ihm nicht auf den
Kopf schneien möchte. Darauf nahm sie den Korb auf den Bücken
und trat den Rückhweg an. Aber das Männchen in dem Korbe