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war zentnerschwer und sie mußte alle Kräfte zusammennehmen, daß
sie die Last nicht erdrückte. Als sie nach Hause gekommen, setzte
sie den Tragkorb keuchend ab, und wollte nach dem Alännchen
darin sehen, und deckte ihre Schürze ab. Aber wer schildert ihr
freudiges Staunen? Das MAlännchen war fort und statt seiner lag
in dem Tragkorbe ein großer Klumpen gediegenen Silbers.“
421. Zwerge am Pöhlberge bei Annaberg.
Köhler a. a. O., Ar. 140; Richter, Umständliche aus zuverlässigen Nach-
richten zusammengetragene Chronica der freyen Bergstadt St. Annaberg.
Annaberg 1746, S. 4.
Die Sage erzählt, es hätten in der Gegend bei dem Pöhl-
berge, ehe die Stadt Annaberg erbaut gewesen, kleine Leutlein,
einer Ellen lang, gewohnt.
422. Wodurch die Zwerge aus dem Obererzgebirge
vertrieben wurden.
Köhler a. a. O., Nr. 150; Gräße, Rd. 1I, Nr. 567; Christ. Lehmann,
Histor. Schauplatz usw., S. 185. 190.
Der gemeine Mlann trägt sich mit der Sage, daß vor alten
Zeiten, ehe das Obererzgebirge angebaut worden, auf dem Wald-
gebirge und in dessen Felslöchern Zwerge gewohnt hätten, welche
aber durch Aufrichtung der Pochwerke, Eisenhämmer und des
„Klippelwerks“ sollten sein verjagt worden. Sie wollten aber
wiedertommen, wenn die Hämmer würden abgehen.
* Winter a. a. O. berichtet, jenes Mädchen sei die Tochter eines
Schneiders aus Schlettau gewesen, das sogenannte schöne Schneiderminel,
und habe um 1535 gelebt, sei auch nachher noch mehrmals bei dem Zwerg-
könig im Scheibenberge gewesen, und habe für ihn, seine Frau und Fa-
milie Kleider machen müssen und dafür solche Geschenke erhalten, daß sie
zu großem Reichtum gekommen und, nachdem sie sich verheiratet, eine der
reichsten Familien in Schlettau begründet habe. Nach dem Dreißigjährigen
Kriege aber seien ihre Nachkommen wieder verarmt und zuletzt wieder so
herabgekommen, wie zu der Zeit, wo sie den Zwergkönig zuerst gesehen hatte.