Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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L 423. Die drei goldnen Brotchen zu Pomsen.“ 
Gräße, Bd. I, Ar. 395. Frei behandelt im Freimütigen 1814, S. 209. 
Zwei Stunden von Grimma an der von hier nach Leipzig 
führenden Straße liegt das alte Schloß Pomsen. Dasselbe gehörte, 
wie mehrere in der Aähe liegende Dörfer, vor alters der adeligen 
Familie von Ponichau. Einst war das Haupt dieses Geschlechts 
mit seinem Herrn, dem Markgrafen von Meißen, in den Türken- 
krieg gezogen und hatte seine treue Hausfrau Sarah schwangern 
Leibes zurückgelassen. Aach einiger Zeit Kkam sie mit einem Söhn- 
lein nieder, und als sie nun eines Morgens Rurz nach Sonnen- 
aufgang mit demselben in ihrem Schlafgemach in dem großen Ehe- 
bette lag und niemanden bei sich hatte — denn Dienerschaft besaß 
sie nur wenig, weil ihr Gemahl abwesend und sie selbst nicht eben 
reich war —, da sieht sie auf einmal, wie sich die schwere Tür von 
selbst geräuschlos öffnet und zu derselben in langen Reihen ein 
Zwergvolk hereinkommt. Die kleinen Leute sind prächtig gekleidet 
und haben offenbar einen Hochzeitszug vor. An der Spitze der 
Paare zieht ein Musikchor, dessen Mitglieder, wie die ganze Gesell- 
schaft, Kaum zwei Spannen hoch sind; dann folgen Bräutigam und 
Braut und deren Eltern, und so fort die Hochzeitsgäste immer in 
bunter Reihe. Sie schreiten bis zu dem ungeheuern Ofen, der den 
dritten Teil des Zimmers einnimmt, und begeben sich in den Raum, 
der zwischen den sechs Füßen desselben gewissermaßen eine Art Halle 
bildet. Hier stellen sie sich paarweise auf und tanzen nach den 
lieblichen, obgleich leise tönenden Weisen der kleinen Musiker Tänze, 
  
* Ziehnert, S. 494 ff., setzt sedoch diese Sage fälschlich in das eben- 
falls bei Grimma gelegene Dorf Otterwisch. 
Moser bei Pönicke, Album der Ritterg. Sachsens, Heft 11 S. 30 
erzählt nach der im Kirchenbuche zu Pomsen durch M. Steinhäußer nieder- 
gelegten Erzählung dieser Begebenheit, jene Erscheinung der Zwerghochzeit 
habe im Jahre 1685 stattgefunden, während Johann Christoph II. von 
Ponickau Besitzer des Schlosses gewesen sei; die Geschenke hätten aus zwei 
Brötchen und einem Goldreif bestanden, und seien zusammen in den Schloß- 
turm eingemauert worden, dort aber im Jahre 1726 mit diesem durch einen. 
Blitzstrahl in Flammen aufgegangen, und seitdem sei der Wohlstand der 
Familie so zurüchgegangen, daß diese 1782 das Rittergut, nachdem es fast 
zweihundertfünfzig Jahre lang in ihrem Besitz geblieben, hätte veräußern 
müssen. Lyser, Abendl. 1001 ANacht, Bd. 1, S. 56 ff. versetzt die Sage 
fälschlich nach Schwaben und erzählt sie von einem Ritter von Bomsen.
	        
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