Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 326 — 
Wasserfalle gezeigt hatte, das Geheimnis in der Beichte verraten, 
und infolgedessen mußten alle fortziehen, worauf auch ihre Brüder 
aus dem Spitzberge sich ihnen anschlossen, mit Ausnahme der 
wenigen, die zur Bewachung des großen, im Spitzberge liegenden 
Schatzes zurückblieben. An einem düstern Novembermorgen, während 
ein dichter Nebel über der Erde lag, hörte man das Trippeln einer 
unzähligen Menge von kleinen Füßen, welche den Kirchweg herunter 
durch das Rottwernsdorfer Tal nach Pirna zogen und sich dort 
über die Elbe setzen ließen. Der Fuhrmann, der wegen des Aebels 
nicht sehen konnte, verlangte, als man ihm das Holüber zurief, 
für jede Person einen Pfennig Fährgeld, und als er die kleinen 
Wesen übergesetzt hatte, da fand er soviel Pfennige in seinem Kahne, 
daß er sie nicht zählen konnte, sondern mit der Metze messen mußte 
und dadurch ein reicher Mann ward. Das Mädchen aber, welches 
das Geheimnis verraten hatte, starb nachher an gebrochenem Herzen. 
A-iemand weiß, ob die Zwerge, wie sie versprochen, wiedertommen 
werden und dann der Bergbau im nahen Städtchen Berggießhübel 
wieder aufleben wird. Sie haben versichert, daß das in hundert 
Jahren geschehen würde. 
0 430. Die Bergmännlein auf dem Keulenberge. I. 
Uber Berg und Tal, Bd. I, S. 195, nach U. G. Bucher, Sachsen-Landes 
Aatur-Historie, Dresden 1723, S. 48 ff. 
Auf eine halbe Meile Weges gegen Mittag (von Königsbrüch) 
ist der Keulenberg gelegen, von großer Höhe, und vorzeiten wegen 
sonderbarer Gespenster sehr beschrieen, die man virunculos montanos, 
Bergmännlein oder Zwerge genennet, welche in Höhlen und ver- 
borgenen Ortern daselbst gewohnet und vielen Leuten, so ohngefähr 
vorbeigereiset, Gutes getan, auch mit großen Schätzen von Gold 
und Silber begabet, doch niemanden zugelassen haben, der ihre 
Wohnungen ausforschen, noch in den Berg graben dürfen, als man 
sich solches oftmals zu tun unterstanden, weil leichtlich abzunehmen 
gewesen, daß reiche Metall= und Goldgruben allda vorhanden. 
Einst wollte ein Bauersmann seinen Acher am Keulenberge 
zur Saat zurichten. In währender Arbeit fuhr er mit seinem Zeuge 
an eine feste Wurzel an, die er nicht zerreißen konnte. Als er sie 
aber eigentlich betrachtete, siehet er dieselbe für lauter Eisen an und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.