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Berg, von welchem man sich folgende Sage erzählt. In der Geister—
stunde vom 14. bis 15. Januar, das ist in der Nacht vor St. Vitus,
entsteigt diesem bemoosten Felsen unter Donner und Blitz ein äußerst
ungestalteter Zwerg mit dickem Kopfe, roten Triefaugen, Säbelbeinen
und zwei gewaltigen Höckern auf dem Rücken, welcher in der linken
Hand einen mit Edelsteinen reich besetzten goldenen Becher, in der
rechten aber einen großen Erdmolch hält, und wo denn, im Falle
er ihn in den Kelch taucht und aus demselben eine blaue Flamme
entsteigt, die Umgegend Brandunglück trifft; wenn hingegen selbigem
Blut entquillt, so ereignet sich in der Gegend eine Mordtat. Der
Zwerg dreht übrigens den Kopf bald auf diese bald auf jene Seite,
öffnet den Mund, als wenn er sprechen wolle, stampft mehrere
Male mit dem Fuße auf einen gewissen Fleck des Berges, und
verschwindet mit einem Seufzer unter Donner und Blitz beim ersten
Hahnenrufe. Er kann, da er warnt und niemandem je geschadet,
nicht bösartig sein, scheint jedoch wohl etwas geiziger Aatur zu sein,
indem noch nie bekannt geworden ist, daß er jemandem etwas ge—
schenkt habe.
437. Der Veensstein bei Neudörfel.
Gräße, Bd. II, Ar. 845; Preusker, Bd. J, S. 38.
Bei Neudörfel in der Nähe von Zittau erblickt man eine
Menge wild durcheinander geworfener, zum Teil hausgroßer, nahe
an der Wittiche gelegener Steinblöcke, wovon mehrere eine schmale
Höhle bilden. Etwa 80 Schritte davon liegt auf einer teils von
Steinen, teils von der Wittiche umgebenen fruchtbaren Wiese das
Veenhaus, dessen Besitzer seit Menschengedenken (seit 1521) stets
der Veensmann genannt wird. Vor langen Jahren hat man einen
solchen Veensmann bald auf diesem, bald auf jenem Wittichufer
bleichen sehen; dann ist stets das in der Aähe geweidete Vieh un-
ruhig geworden und hat nicht fressen wollen; auch Töpfe hat der-
selbe bei sich stehen gehabt. (Vor 300 Jahren hat hier einmal ein
Wundermann wie ein Einsiedler gelebt, der das Orakel und der
Helfer der ganzen Umgegend gewesen sein soll.)