Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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am Eingange desselben ein kleines, kaum vier Spannen hohes 
Männchen entgegen, grüßte ihn und rief ihm zu, er möge nur 
näher kommen, es sei ihm heute eine große Freude beschert. Der 
arme Mann ließ sich dies auch nicht zweimal sagen. Er trat unter 
die Bäume und sah die kleinen Fichten ganz wie die Lichterbäume 
in der Stadt mit Apfeln, Nüssen, Mandeln, Zuckerwerk und Honig— 
kuchen behangen. Das Männchen lud ihn nun ein, sich davon so 
viel zu nehmen, als er wolle, um seinen Leuten zu Hause eine 
Weihnachtsfreude zu bereiten, und so füllte er sich denn den Sach, 
den er zum Tragen der Stollen bestimmt gehabt hatte, mit diesen 
wunderlichen Weihnachtsgaben an und machte sich auf den Weg 
nach seiner Heimat, nachdem er noch ausdrücklich die Lichter hatte 
auslöschen sehen. Je näher er aber der Stadt kam, desto schwerer 
ward sein Sackh, und Rhaum vermochte er sein Haus zu erreichen; 
doch hütete er sich wohl, etwas aus jenem wegzuschütten, um sich 
seine Bürde zu erleichtern. An der Türe khamen ihm schon seine 
Kleinen entgegen, welche lange schon auf ihn gelauert hatten, weil 
sie wußten, daß er ihnen einen heiligen Christ hatte mitbringen 
wollen; schnell warf er nun den Sach von den müden Schultern, 
allein wie ward ihm, als beim Offnen statt der Apfel, Aüsse usw., 
die er darin zu finden gedachte, eine Masse alter Goldmünzen 
herauskollerten. Damit war aber aller ihrer Not ein Ende gemacht. 
Aun konnte er seinen Kindern nicht bloß Christstollen, sondern über- 
haupt alles RKaufen, was sich sein Herz wünschte. Er wendete aber 
das Geschenk des kleinen Männchens wohl an; er errichtete zur 
Erinnerung an jene himmlische Weihnachtsbescherung an jener 
Stelle eine Betsäule, trieb sein Handwerk — er war ein Strumpf- 
wirker — dermaßen ins Große, daß dasselbe überhaupt in seiner 
Vaterstadt gehörig in Schwung kam, und ward der Ahnherr einer 
der angesehensten und wohlhabendsten Familien der Stadt. 
441. Ein Zwerg hilft ackern. 
Luzica 1887, S. 69, übersetzt von Dr. Pilk. 
Auf der Lomstker Kschemjenja (— Kieselfeld) bei Meschwitz haben 
in früheren Zeiten viele große Steine unter der Oberfläche des Bodens 
22.
	        
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