— 340 —
gelegen, und auch noch heute ackert man manchmal einen großen
Stein aus.
Als man dort einst zum ersten Male ackerte, setzte sich ein
Zwerg dem Pferde ins Ohr und musizierte: das Pferd ging (ohne
jeden Antrieb) allein, und die Steine kollerten sich nur so zur Seite,
und eher als der Kutscher hinschaute, war das Feld fertig. Der Zwerg
hatte ackern helfen.
442. Der Wechselbalg.
Gräße, Bd. I, Nr. 786.
Ein Wanderbursche traf auf einsamem Waldwege in der Aähe
eines Dorfes (Gegend von Weißenberg) ein altes graues Mlännchen,
das an einer Pfütze kauerte und aus Straßenkot einen menschen-
ähnlichen Klumpen formte.
„Was machst du da?" fragte der Bursche. Das Mlännchen
grinste: „Einen Wechselbalg. Im Dorfe drüben ist ein schönes
Aenschenkind zur Welt geboren worden, das muß ich haben!“
„Wie willst du das anstellen?" fragte der Bursche. Das Männchen
grinste: „Während des Essens werde ich sie verlocken, daß sie ohne
Dankgebet vom Tische aufstehen und hinauslaufen, daß das Kind
alleine bleibt. Dann ist es mein.“
Der Wanderer ging seines Weges fürbaß und beschloß, den
Teufelsspuk zu verhindern. Er kam ins Dorf, erfuhr bald das
Haus, in dem der Storch eingekehrt war, ging hin, traf die Leute
beim Mittagessen, und bat sie um ein wenig Speise und die Er-
laubnis, ein Weilchen bei ihnen bleiben zu dürfen, er sei krank
und sehr müde und erfroren. Die Leute waren mitleidig, gaben
ihm zu essen und ließen ihn hinter dem Ofen (in der sogenannten
Hölle) Platz nehmen, um sich tüchtig auszuwärmen.
Plötzlich entsteht im Pferdestall ein entsetzliches Schreien und
Wiehern, Poltern und Stampfen. Alles eilt bestürzt hinaus, nur
das Wochenkindlein bleibt in seiner Wiege und der Wanderbursche
in der Hölle.
Alsbald erscheint der Mann aus dem Walde, ergreift das
Kind und legt seinen Wechselbalg in die Betten. Aber der Wanderer
springt hervor, ringt mit ihm und entreißt ihm das Kind. Die
Eltern kommen herbei, der Unhold entflieht, der Wanderer erzählt