Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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gelegen, und auch noch heute ackert man manchmal einen großen 
Stein aus. 
Als man dort einst zum ersten Male ackerte, setzte sich ein 
Zwerg dem Pferde ins Ohr und musizierte: das Pferd ging (ohne 
jeden Antrieb) allein, und die Steine kollerten sich nur so zur Seite, 
und eher als der Kutscher hinschaute, war das Feld fertig. Der Zwerg 
hatte ackern helfen. 
442. Der Wechselbalg. 
Gräße, Bd. I, Nr. 786. 
Ein Wanderbursche traf auf einsamem Waldwege in der Aähe 
eines Dorfes (Gegend von Weißenberg) ein altes graues Mlännchen, 
das an einer Pfütze kauerte und aus Straßenkot einen menschen- 
ähnlichen Klumpen formte. 
„Was machst du da?" fragte der Bursche. Das Mlännchen 
grinste: „Einen Wechselbalg. Im Dorfe drüben ist ein schönes 
Aenschenkind zur Welt geboren worden, das muß ich haben!“ 
„Wie willst du das anstellen?" fragte der Bursche. Das Männchen 
grinste: „Während des Essens werde ich sie verlocken, daß sie ohne 
Dankgebet vom Tische aufstehen und hinauslaufen, daß das Kind 
alleine bleibt. Dann ist es mein.“ 
Der Wanderer ging seines Weges fürbaß und beschloß, den 
Teufelsspuk zu verhindern. Er kam ins Dorf, erfuhr bald das 
Haus, in dem der Storch eingekehrt war, ging hin, traf die Leute 
beim Mittagessen, und bat sie um ein wenig Speise und die Er- 
laubnis, ein Weilchen bei ihnen bleiben zu dürfen, er sei krank 
und sehr müde und erfroren. Die Leute waren mitleidig, gaben 
ihm zu essen und ließen ihn hinter dem Ofen (in der sogenannten 
Hölle) Platz nehmen, um sich tüchtig auszuwärmen. 
Plötzlich entsteht im Pferdestall ein entsetzliches Schreien und 
Wiehern, Poltern und Stampfen. Alles eilt bestürzt hinaus, nur 
das Wochenkindlein bleibt in seiner Wiege und der Wanderbursche 
in der Hölle. 
Alsbald erscheint der Mann aus dem Walde, ergreift das 
Kind und legt seinen Wechselbalg in die Betten. Aber der Wanderer 
springt hervor, ringt mit ihm und entreißt ihm das Kind. Die 
Eltern kommen herbei, der Unhold entflieht, der Wanderer erzählt
	        
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