Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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um und gewahrte ein graues Männchen, das neben dem Busche 
saß. Diesem klagte sie ihre Aot und gab vor allen Dingen ihre 
Traurigkeit darüber zu erkennen, daß sie nicht einmal Garn habe, 
um sich ein Paar Strümpfe stricken zu können. Da händigte ihr 
die graue Gestalt einen Garnknäuel ein und sagte ihr, daß, so— 
lange sie von dem Garne stricke, dies ohne Ende sein werde, sobald 
sie jedoch einer andern Person davon geben wolle, es sofort ab— 
reißen würde. Die Beschenkte freute sich des Wunderknäuels sehr 
lange, und der Faden nahm Rein Ende. Einmal strickte eine 
andere Frau davon, und sofort war kein Garn mehr vorhanden. 
Ein Knabe, der in der Gegend von Oelsnitz die Kühe weidete, 
sab während des Frühstücks zwei Holzweibchen. Diese baten ihn 
um ein Stück Brot, fragten aber vorher erst, ob Kümmel darin 
sei. Als der Knabe das bejahte, beauftragten sie ihn, daß er seiner 
Mutter sagen solle, sie möchte für ihn ein Brot ohne Kümmel 
backen. Der Knabe richtete den Auftrag aus und brachte an einem 
der nächsten Tage ein Brotlaib mit, in dem sich kein Kümmel be- 
fand. Da die grauen Weiblein sich nirgends zeigten, so legte er 
das Geschenk für sie auf einen Stein. Am andern Tage lag es 
noch dort, und da er wähnte, daß es verschmäht worden sei, nahm 
er es wieder mit heim. Wie erstaunt war er aber, als er das 
Brot mit Gold angefüllt fand! Die Familie wurde dadurch ver- 
mögend und gedachte der Wohltäterinnen noch oft in großer Liebe. 
446. Die Holzweibchen in der Mühle zu Markneubirchen. 
H. Arnold in den Bunten Bildern aus dem Sachsenlande, Bd. I, S. 271. 
In einer Mühle in Mlarkneukichen erwiesen sich die Holz- 
weibchen als brauchbare Gehilfinnen in der Landwirtschaft; denn sie 
trugen Wasser und Stroh herbei, stampften das Biehfutter und halfen 
bei der Fütterung mit. Die Mägde waren erfreut über diese mancherlei 
Dienstleistungen der kleinen Leute und verabreichten ihnen dann und 
wann ein Stüchk Brot oder einen Labetrunk. Einst kam aber eine neue 
Alagd ins Haus, die bei der Arbeit fluchte und wetterte, daß den Holz- 
weibchen Hören und Sehen darüber verging und sie vorzogen, das 
Haus zu meiden. Von der Zeit an sind sie verschwunden und niemals 
wiedergekehrt.
	        
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