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winken. Als Leiche lag sie im Sande, und als der andere Morgen
kam, da fand man ihn neben ihr tot liegen und begrub beide in
einem Grabe. Seit jenem Tage sieht man dort unzählige Irrlichter
auf und ab fliegen, die manchen schon verführt haben; wo aber der
NAix das Mädchen hinabzog, da ist das Wasser grundlos geworden.
Ohne Unterlaß wirbeln die Wellen dort im Kreise, und wehe dem
Schwimmer, Kahn oder Floß, die sich dahin verirren, der Strudel
zieht sie ohne Erbarmen in den Grundtümpel hinab.
472. Wie die Wechselbutten (Aixen) ein Kind holen wollten.
Aberglauben im Erzgebirge vor fünfzig Jahren. Elobenstein bei
Rittersgrün (1894).
Im Erzgebirge lag einmal eine Frau in den Wochen. Auf
einmal schrie sie laut auf: „'s Gungel is wach.“" Und wirklich war
die Wiege leer; aber der Vater hörte auf dem Boden ein Kind
kreischen, nahm flugs das Lämpel und leuchtete damit naus. Da
lag richtig sein Junge bei der Treppe und der Vater hörte was
rauschen — das war's Wechselbuttenweib. Das Jungel war schon
am ganzen Leibe Ralt wie ein Fisch.
Wie kam's denn nun aber, daß sie das RKind nicht weiter
mitgenommen hatten? Das ham so. Auf dem Fleche, wos's lag,
war ein Wechsel (eine Diele, wo eine neue Lage Bretter angestoßen
ist), und darüber brachten's die Butten (MAixen) nicht weg.
Sie hätten sich wohl gar sehr gefreut, wenn's ihnen gelungen
wäre, denn dann hätten sie einen „Wasserkopf“ (ein Aixenkind mit
großem Kopfe) dafür gebracht, den die Leute auch „Wechselbalg“
nennen. (Vgl. Ar. 442.)
473. Der Wassergeist zu Scheibenberg.
Chr. Lehmann, Collectanea, S. 261.
Eine starke Biertelstunde unter dem Städtlein Scheibenberg
läuft der Tiefe Stollen aus in ein Teichlein; daselbst erschreckt es
die Leute bei Tag und Nacht mächtig. Bald vertritt's den Weg
als ein riesenmäßiger Mann, bald als ein Wolf, bald macht's einen
Tumult hinter den Leuten, als wenn ein ganzer Trupp Reiter an-