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käme und betöret die Leute auf unterschiedliche Arten. So kommen
die Leute, weil um und um Wasser und Teiche sind, leicht zu
Schaden; wie denn 1633 auch der Bergmeister des Ortes selbst
ist dreingefallen und sich kümmerlich hat retten können. Exp.
474. Der törichte See bei Satzung.
Gräße, Bd. 1, Nr. 576; Lehmann, S. 205 ff.; novell. beh. v. C. Winter in
d. Constit. Ztg. 1854, Ar. 200 ff.; poetisch beh. von Ziehnert, S. 155 ff.
Oberhalb Satzung im erzgebirgischen Amte Wolhkenstein liegt
in einer öden, morastigen Gegend eine kleine, nur 150 Ellen im
Umkreis haltende Lache oder See, den man den tärichten nennt.
Aiemand geht gern in seine Aähe, denn seine nächste Umgebung
ist eine der traurigsten, die man sich denken kann. Sein Wasser ist
schwarz und schlammig und verbreitet einen häßlichen Geruch; nur
einige Kränkliche Kiefern wachsen an seinem Ufer, und selbst das
Moos, welches den Boden desselben bedeckt, erweckt einen traurigen
Anblick. Einst hatte Veit Vogel von Satzung um selbige Gegend
Vogel gestellt, da hat er von 9 bis 12 Uhr mittags einen großen
Tumult und Alarm von Jauchzen, Schreien, Geigen und Pfeifen
gehört, daß es nicht anders geschienen, als werde eine Bauern-
hochzeit oder lustiges Bankett in dem See gehalten, dergleichen
Freudengetön auch andere zu anderer Zeit gehört haben. Einst
hat ein Mlann von Sebastiansberg, Georg Kastmann genannt, um
diese Gegend Feuerholz gemacht. Zu diesem ist ein schöner Reiter
auf einem großen Pferde geritten gekommen, mit einer langen
Spießrute in der Hand, der den Holzhacker gegrüßt und gefragt
hat, ob er den törichten See wisse? Da der Holzhacker ja geant-
wortet, hat ihm der Reiter ein Trinkgeld versprochen, wenn er mit
ihm gehe und ihm den Ort zeige; da sie nun beide hingekommen,
ist der Reiter vom Pferde gesprungen und hat gesagt: „Ich bin ein
Wassermann; mir ist mein Weib von einem andern Wassermanne
entführt worden, ich habe sie in der weiten Welt in vielen Wässern
und Seen gesucht und doch nicht gefunden und soll sie nun in
einem so garstigen und wilden Orte finden? Halte mir mein Pferd
fest, daß es mir nicht nachspringt, ich will hinein und mir mein
Weib herausholen.“ Darauf hat er mit seiner langen Rute ins