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Einmal war Kirmes in Arnsdorf. Lustig schwenkten sich die
Paare oben in der alten Erbgerichtsschenke. Auch die drei fremden
Mädchen hatten sich wiederum eingestellt. Zwei Burschen, die zum
Besuch bei Verwandten im Dorfe waren, faßten starke Neigung zu
ihnen und boten den schönen Jungfrauen an, sie nach Hause zu
begleiten. Die Mädchen wiesen aber dies Anerbieten mit allem
Ernste zurück und verbaten sich jede Begleitung. Als die Burschen
nun sahen, daß alles Bitten ihrerseits fruchtlos sei, beschlossen sie,
den spröden Mädchen heimlich nachzuschleichen. Kaum zeigte die
alte Schwarzwälderuhr 3/4 11 Uhr, da verschwanden wie gewöhn-
lich die drei Aixen. Sogleich eilten die zwei Burschen ihnen nach,
obgleich sie von mehreren alten Leuten ernstlich gewarnt worden
waren. Doch jugendlicher Leichtsinn kennt bekanntlich kein Ver-
bot. Lange wartete man im Saale auf die Bückkehr der beiden.
Doch vergebens! Die Nacht verging, ohne daß die Burschen wieder-
gekommen wären. Auch am anderen Tage blieben sie aus. Da
machten die Arnsdorfer sich auf, sie zu suchen. NAach stunden-
langem, vergeblichem Forschen in der Umgegend, fand man ihre
leblosen Körper draußen in den Teichen. Nebeneinander schwammen
die beiden toten Jünglinge auf dem Wasser. So war ihr frevelnder
Ubermut von den Aixen schrecklich bestraft worden.
Uber dieses Ereignis waren die Leute gar sehr erregt. Furcht
und Haß erfüllten ihre Herzen. Sie beschlossen, den Teichjungfrauen
den Aufenthalt zu verleiden. Deshalb durchstachen einige beherzte
Aänner die Teichdämme und legten jene Teiche trocken. Seit dem
Tage sind die A#xen verschwunden. Alan hat sie nie wieder im
Dorfe beim Tanze gesehen. Doch nachts, wenn der Wanderer auf
der einsamen Landstraße daherkommt, vernimmt derselbe in der
Bähe der Teichwiesen ein leises Achzen und Stöhnen. Das sollen
die drei Wasserjungfrauen sein, die um den Tod der beiden Jüng-
linge klagen.
0 494. Der Wassermann in der Lausitz.
Gräße, Bd. II, Nr. 803; Schmaler a. a. O., S. 267; E. Willkomm, Sagen
und Märchen aus der Oberlausitz, Hannover 1845, Bd. I, S. 24; Haupt,
Sagenbuch der Lausitz, Bd. 1, S. 46 ff.
Der Wassermann, wendisch Aykus genannt, sowie seine Ge-
mahlin, verlochen an Seen und Flüssen die Vorübergehenden zum